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Interview: BALTAK
Titel: Niemals aufgegeben

Seit nunmehr einer ganzen Dekade wird unter diesem Bandnamen den kriegerischen Aktivitäten der Mazedonier vor 2.500 Jahren gehuldigt, wenn auch die Augen nicht weniger darüber genervter Metalheads in solcherlei Treiben maßlos übertriebenen Nationalstolz auszumachen glauben.

Wie auch immer, die Überlieferungen und Sagen um dieses antike indogermanische Volk füllten in geradezu manischer Art und Weise die Songtexte von allen bisherigen Scheiben, welche unter dem Banner Baltak das Unlicht der Welt erblickten.

Was als gnadenlos hetzender und gezielt gleichförmiger Hyperspeed-Black Metal begann, tendierte in jüngster Zeit eher in die abwechslungsreichere, thrashig-barbarische War Black Metal-Richtung.

Das 2003er Album „Makedonski Boj“ – übersetzt: Mazedonischer Krieg – liegt ja schon eine Weile zurück, doch Gorgoroth, der in Australien lebende Hauptmann mazedonischer Abstammung hinter Baltak, ist umtriebig wie eh und je.

Und der stimmbandgewaltige Schreihals, der auch noch die Gitarre und den Bass malträtiert, hält noch immer mit eiserner Beharrlichkeit an seiner konzeptionell historischen Linie fest.

So liegt laut seiner Auskunft nach in nicht allzu ferner Zeit die Wiederveröffentlichung des längst vergriffenen 1995er Debütalbums „Macedonian Darkness And Evil“ mitsamt einer DVD an.

„Wie man weiß, ist „Macedonian Darkness And Evil“ schon seit 1997 komplett ausverkauft und wurde bis heute auch niemals nachgepresst. Acht Jahre sind seitdem vergangen, in denen die anderen Alben von Baltak stets noch erhältlich waren: Das zweite Album „Zaginatiot Grad” sowie der Nachfolger „Kral Na Dva Svetoj“. 2003 kam dann ja „Makedonski Boj” auf den Markt, ein Jahr später veröffentlichten die Holländer Displeased Records auf ihrem Sublabel From Beyond eine 7“-Vinyl EP mit zwei Tracks von 1998 in einer Auflage von 500 Stück. Über all die Jahre fragten mich immer wieder so einige Fans danach, ob und vor allem wo denn das Debütalbum noch zu kriegen wäre. Ihrer Meinung nach wäre das Debüt das extremste Werk von Baltak, so ist es sicher für die neuen Fans sehr interessant zu hören, was wir früher gemacht haben: Blasting Macedonian Barbaric Evil War Metal, wie ich es gerne nenne. Ich freue mich sehr auf das Veröffentlichungsdatum, denn das Album wird meiner Empfindung nach gewissermaßen wiedergeboren. Es bringt viele alte und gute Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen in mir hoch – wie auch an den großen Spaß und an all die Gigs, die gespielt wurden. So entschloss ich mich dazu, es noch einmal in einer ganz speziellen Version zu veröffentlichen; limitiert auf 1.500 Kopien samt beiliegender Baltak-DVD. Das nicht zuletzt auch, um das zehnjährige Bestehen von Baltak gebührend zu feiern. Enthalten sein werden drei Bonus-Tracks auf der CD und die DVD wird alte Gigs aus der Zeit von 1994 bis zum Neujahrskonzert am 31.12.1995 zeigen“, gibt mir der Unbeirrbare aus Down Under vor.

Obwohl diese Bühnenattacken laut Gorgoroth allesamt mit einem Camcorder sowie dessen integriertem Mikrofon aufgenommen worden sind, ist die Bildqualität nicht so schlecht, wie man erwartet. „Wir haben das Optimum rausgeholt. Doch der Sound dieser Aufnahmen ist sehr rau, brutal und kraftvoll. Nichts für Schöngeister.“

Für den in Australien lebenden Verfechter seiner historisch orientierten Ansichten stellt Baltak nach wir vor sein ganzes Lebensglück dar, wie zu erwarten war und auch zu erfahren ist.

„Baltak sind noch immer eine der extremsten Truppen Australiens, und ich bin verdammt stolz drauf, hier Frontmann und Sänger zu sein. Eine ganze Menge an Bands kamen und gingen in den letzten Jahren. Ich überlebte diese Schlacht mit meiner Band. Für mich persönlich stellt Metal einiges mehr, als sich die meisten Menschen wohl überhaupt vorstellen können. Für mich ist diese Musik ein Lebensweg, eine Religion, ein Kult. Was meine lyrische Botschaft anbelangt, so stellt Baltak auch eine Art kulturellen Glauben an meine Vorfahren für mich dar. Diese existierten lange Zeit, bevor Thematiken wie das Christentum und der Satanismus überhaupt aufkamen. Meine Message, die ich an die Hörer richte, ist die Extremität der mazedonischen Historie, hauptsächlich während der Ära von Alexander dem Großen und seinen Vorfahren.“

Solcherlei Ausführungen werfen die Frage auf, was so ein Typ Mensch wie Gorgoroth sonst noch so treibt, außer geschichtlich besessen in all den Büchern über die alten Mazedonier herumzustöbern. Überraschendes kommt zutage:

„Ich liebe Horror- und Science Fiction-Filme sowie Musik-DVDs. Und ich lese natürlich nach wie vor sehr gerne und sehr viel. Daneben gehe ich gerne aus und treffe neue Leute, vor allem meine Freunde. Da wird stets viel gelacht. Ich trinke auch immer wieder mal einige Biere weg.“

Wegsaufen und Ablachen scheinen mir auch bitter nötig für diesen entfesselt zeternden Kreischteufel, denn sein bisheriger Weg als Künstler war ja bekannter Maßen seit jeher grob und verdammt steinig.

So las man bislang nicht immer nur Wohlwollendes über sein Tun, wessen sich Gorgoroth auch vollauf bewusst ist.

„Ja, ich hatte so einiges an Stress wegzustecken, bedingt durch eine ganze Menge an mir nachgesagtem Bullshit, durch so einige böse Gerüchte als auch durch nicht wenig üble Nachrede usw. Ein Großteil dieser negativen Meinungen keimte hauptsächlich hier in Australien auf. Aus mir wirklich unerklärlicher Ursache heraus störten sich eine Menge Bands, hauptsächlich aus dem Black Metal-Sektor, an meiner Musik und an meiner Message, was aktuell in erster Linie das letzte Album „Makedonski Boj“ betraf. Ausschlaggebender Grund dafür war wohl primär, dass ich es bei euch in Deutschland aufgenommen und produziert habe, und dass hier auch ein deutscher Drummer das Schlagzeug dafür einspielte. Dabei gab ich den australischen Musikern wirklich genug Chancen, bei Baltak mitzumischen. Doch keiner davon konnte bei dem sehr hohen Grad unserer Extremität und rhythmischer Straffheit mithalten.“

Doch all die bösen Gerüchte und Lügen konnten ihn nicht von seinem Weg abbringen, wie mir der wackere Historiker voller Selbstbewusstsein noch weiter erzählt.

„Ich überlebte zu jeder Zeit sämtliche Manipulationsversuche, die von außen kamen. Was mir aber bei der ganzen Sache gleich auffiel, war, dass die einzigen Leute, die überhaupt kein Problem mit mir und meiner Musik hatten, aus dem Heavy- und Power Metal-Bereich kamen. Im Gegenteil, diese hegen sogar großen Respekt für mich, weil ich schon so lange an meiner kreativen Richtung festhalte und niemals aufgegeben habe. Ich bin noch immer schwer aktiv und habe alle Versuche der Anfeindung und hinterhältigen Aktionen gegen mich und Baltak voll unter Kontrolle.“

Diese leidige Sache hat für den leidgeprüften Mainman aber auch ein Gutes: „Am Ende werde ich sicherlich ganz genau wissen, wer meine wahren Freunde und meine wirklichen Metal-Brüder sind.“

© Markus Eck, 30.07.2005

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