Interview: | APOSTASY |
Titel: | Religionen – Wurzel allen Übels |
Konnten diese schwungvollen schwedischen Finsterlinge bereits mit ihrem 2002er Demo „Marchosias“ eine ganze Menge meiner Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so zieht der diabolische Spielmannszug aus Kramfors nun nach. Und das tut die Band mit scheinbar sämtlichen edlen Registern dunkler und vor allem böser Passionen.
Denn gar prasselnd lodernde Leidenschaften für solcherlei unheimliche Mystizismen verkünden Apostasy mit ihrem aktuellen Debütalbum „Cell 666“, einem überaus gelungenen Besessenheitsmanifest des symphonischen Black Metal in einer geschärften Schnittmenge aus Arcturus und Dimmu Borgir.
Gitarrist Mathias Edin lebt wie der Rest der teuflischen Truppe sehr gerne in seiner Heimatstadt im Norden Schwedens.
„Kramfors ist eine zwar kleine, aber feine Gegend. Hier liegen im Winter immer Tonnen von Schnee herum, was uns als Liebhaber der dunklen Seite des Daseins überwältigende Atmosphären beschert“, freut sich der auf Apostasy-Portraits oft dämonisch geschminkte Klampfer.
„Dass mit dem Debütalbum alles dermaßen gut hinhaut, hätten wir uns ehrlich gesagt nicht erwartet“, gibt er freimütig zu.
„So sind wir derzeit natürlich in absoluter Hochstimmung. Erste bisherige Kritiken diverser Publikationen zu `Cell 666` gab es auch schon, in welchen das Album sehr gut weggekommen ist. Zudem spielen wir das neue Material auch schon auf einigen Gigs, auch dabei waren wir überwiegend jeweils ziemlich erfolgreich, gerade was die Reaktionen der Besucher anbelangt. Ich und der Rest der Band blicken deshalb in eine viel versprechende Zukunft, was Apostasy anbelangt.“
Wie Mathias im Weiteren offenbart, können es die Jungs schier kaum noch abwarten, bis sie wieder die Bühnen entern können. Weiteren Artikeln über ihr Erstwerk sehen sie dabei mit Hochspannung entgegen.
Einem uninformierten Fan würde der Axeman den symbolschwangeren Monumentalsound von Apostasy als einen Melodic Black Metal-Act darlegen, der eine ganze Menge an Atmosphären liefert und dessen Einflüsse auch aus dem Klassik-Bereich stammen.
Inspiriert zeigen sich diese spielfreudigen Schweden auch von Metal aus den frühen 80ern. Mathias erläutert hierzu:
„Diese Zeit brachte eine ganze Latte an superben Killer-Riffs hervor, wir stehen allesamt auf diese Ära. Unsere Songs wurden trotz aller schwarzmetallischen Modernität davon geprägt, nicht zuletzt unser stellenweise sehr eingängig gestaltetes Drumming.“
Wichtig ist der Gruppe auch, fette Keyboardarrangements in ihre Kompositionen einzubringen.
„Wer auf den ähnlich eingängig strukturierten Sound von Dimmu Borgir und deren opulente Tasten-Kreationen abfährt, ein großer Fan von Judas Priest und auch Children Of Bodom ist, der sollte sich unsere aktuelle Scheibe besser bestens zulegen“, stellt der Axtmann mit dem vollen Brustton der Überzeugung fest.
Doch wie hat sich das unheimlich beängstigende Klangbild dieser talentierten Horde aus dem beschaulichen Kramfors denn überhaupt zu seinem akustischen Gigantismus entwickelt? Mr. Edin präzisiert daraufhin:
„Alles begann damit, dass ich als Initiator im Jahr 2000 eine Melodic Death Metal-Kapelle startete, zu jener Zeit klangen wir noch ähnlich den Liedern von In Flames, lediglich ein wenig härter.“
Anfänglich harmonierte das Ganze im zwischenmenschlichen Bereich nicht gerade, Ursache waren die üblichen zwischenmenschlichen und musikgeschmacklichen Differenzen, wie Mathias darlegt. „Mit der Zeit fanden sich dann aber die Richtigen zusammen und wir konnten uns ungehindert in die heutige Richtung entwickeln.“
Die Band weiß genau was sie will, das merkt man dem Gitarristen deutlich an. Enorm dafür spricht nicht nur seine weitere, mit einem hämischen Grinsen getätigte Aussage, den Bassisten von Divine Souls erst geködert und dann weggeschnappt zu haben. Und als Mathias sein derzeitiges Favoritenalbum mit „Death Cult Armageddon“ von Dimmu Borgir angibt, sollte einem doch sowieso alles klar sein.
Zudem listet der Gitarrist in diesem Zusammenhang noch mit voller Begeisterung auf:
„Toll finde ich auch Susperia, Chidren Of Bodom, Old Man´s Child und Dark Funeral. Aber eigentlich verehre ich zu viele Bands, um sie dir hier alle aufzuzählen.“
Also ein Melodic Black Metal-Maniac durch und durch.
Und als ein solcher bestätigt er anschließend nur zu gerne meine These, Apostasy seien ein symphonischer Bastard aus Dimmu Borgir und Arcturus. „In meinen Augen trifft es das ganz hervorragend. Wer auf diese beiden Truppen kann, wird auch mit unserer Musik schön-schaurige Stunden erleben.“
Ein lyrisches Konzept verfolgt „Cell 666“ nicht, wie zu erfahren ist. „Nein, nichts Spezifisches. Wir wollten einfach nur verdammt dunkel und böse klingen und entsprechende Texte dazu verfassen, welche gut zu jedem einzelnen Stück passen“, lacht er erneut in aller Häme.
Und der Kerl fügt dem noch an: „Unsere Songtexte erzählen davon, wie erbärmlich leicht die Menschheit doch immer wieder zu manipulieren ist. Wir hassen und verabscheuen Religionen total.“
Diese Einstellung wird den meisten Lesern dieser Zeilen am eigenen Leibe wohl nicht gänzlich fremd sein.
„Der Albumtitel steht für einen bösen Psycho wie Ted Bundy und Konsorten.“
Und sonst? „Überwiegend geht es um die mental immer schwacher werdende Menschheit und ihre täglich berieselnde Beeinflussung durch korrupte Mächte und deren Medien. Wie ich schon andeutete: Für uns stellen Religionen die Wurzel allen Übels dar.“
Für das Frontcover-Artwork zu „Cell 666“ konnten Apostasy glücklicher Weise ihren Landsmann Kristian Wåhlin verpflichten, dem erneut ein echter Blickfang gelang. Auch die Band ist sehr zufrieden damit.
„Ein Spitzenkönner, wir sind ihm sehr dankbar für seine tolle Arbeit. Man kann in unserem Metier wohl nicht erwarten, ein besseres CD-Cover zu bekommen als von ihm.“
Wie abschließend noch in Erfahrung zu bringen ist, wollen Mathias und seine dunklen Mannen zukünftig vor allem Vollgas geben, und das sowohl spieltechnisch als auch in kompositorischer Weise.
„Daneben planen wir gerade emsig eine kleinere Tour, um den Release des aktuellen Albums zu flankieren. Mal sehen, was daraus wird. Wir werden jedenfalls in der nächsten Zeit proben wie die Irren und mit dem nächsten Album einen richtigen Knaller liefern. Versprochen!“
© Markus Eck, 29.03.2004
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