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Interview: APOKRYPHA
Titel: Apokalyptische Konzeption

Ihr hörenswertes Debütalbum „To The Seven“ ist ein starkes Stück Schwarzmetall geworden. Durch und durch manisch intensiv, melodisch betont eingängig, überaus abwechslungsreich im Songwriting und von immenser klanglicher Dominanz.

Reizvolle Attribute also, welche sich auf diesem aktuellen Donnerdiskus ein hasserfülltes Stelldichein geben. Musikalisch schlagen diese vier böse wetternden Würzburger dabei mit stellenweise begeisternder Vehemenz los, die dabei immer wieder von gar mitreißender Wucht ist.

Die derzeitige Stimmung innerhalb der hörbar hochbegabten Vierertruppe könnte nicht besser sein: „Die Aufnahmen zu unserem neuen Album sind abgeschlossen – nach einer langen, arbeitsintensiven Zeit im Studio sind wir stolz auf das Ergebnis. Das gute Stück erscheint am 21.06.2004 in den Läden. Unser Label unterstützt uns tatkräftig, die Promotion läuft. Endlich können wir uns wieder auf das konzentrieren, was Sinn unserer Zusammenkunft war und immer das Wichtigste für uns sein wird: Die eigene Musik zu leben, sie live zu verkörpern.“

Apokrypha sind laut eigenem Bekunden ein Teil der Black Metal-Szene und haben dort viele Freunde.

„Aber das Verhalten einiger lässt die Szene in einem Bild erscheinen, welches wir nicht vertreten. Apokrypha ist definitiv keine politische Band. Die Musik hat die Szene geschaffen, nicht umgekehrt. Wir wurden musikalisch zu einer Zeit geprägt, als die Black Metal-Szene im heutigen Sinne noch nicht existierte. Daher stellen wir die wichtigen Elemente des Black Metal in den Vordergrund, nämlich seine Wirkung, Atmosphäre und Aussagekraft. Black Metal wirkt provokativ, prangert an, und das bringen wir deutlich zum Ausdruck. Wir nutzen sein Potential, damit sich unser Konzept völlig entfalten kann.“

Das Quartett tituliert seine Stilistik „Apokalyptic Black Metal“. Und dazu stehen sie auch.

„Das bringt es auf den Punkt, musikalisch wie lyrisch. Wir spielen Black Metal, integrieren aber zugleich Einflüsse aus anderen Bereichen des `extremen` Metal. Seine Stimmung verstehen wir als Apokalypse. Der Weltuntergang – brachial und tief melancholisch zugleich. Dementsprechend wirkt auch unser Konzept, welches wir bei jedem einzelnen Song sowohl emotional als auch lyrisch und akustisch umsetzen.“

Und dies geschieht hier nicht nur mittels purer Aggression und Brutalität:

„Sondern vielmehr noch durch eine Abstrahierung unserer Gedanken. Daher sind Musik und Texte durchzogen von Metaphern und Vergleichen. Roh und aggressiv auf der einen, anprangernd und zum Nachdenken anregend auf der anderen Seite. Will man das Ende der Welt verarbeiten, so kann nicht nur die Zerstörung im Vordergrund stehen, es muss auch darüber nachgedacht werden, wie es dazu kommen konnte. Der Ursprung liegt in den persönlichen Erfahrungen und Schicksalsschlägen, die jeder von uns erlebt. Wir befassen uns gedanklich mit dieser Thematik und verarbeiten die Erkenntnisse musikalisch. Unsere Musik gibt uns die Möglichkeit uns auszudrücken. Jedem einzelnen Song liegen konkrete Geschehnisse zu Grunde, die dessen Entstehung praktisch erzwungen haben. Die Einreihung in unser apokalyptisches Konzept ist nur die logische Konsequenz.“

Der Titeltrack des aktuellen Albums scheint doch sehr von alten Emperor beeinflusst zu sein. Und das kommt auch nicht von ungefähr, wie zu erfahren ist.

„Was uns beeinflusst hat sind die Roots, die wir mit Emperor teilen. Bathory, Venom und Celtic Frost waren die Wegbereiter des Black Metal, was Atmosphäre und Ausdruck angeht. Wie gesagt, reichen unsere Wurzeln bis weit in diese Zeit zurück. Emperor selbst zählen weniger zu den Einflüssen unserer Musik. Wir verleugnen eine gewisse Ähnlichkeit nicht, denn Emperor ist definitiv eine der Bands, die den Black Metal, wie er heute existiert und vor allem dessen Spielweise, nachhaltig geprägt hat. Natürlich konnten wir uns dem nicht entziehen. Wir bedienen uns der typischen Spieltechniken die auch Emperor verwenden. Dazu gesellen sich Elemente nahezu sämtlicher Arten des `extremen` Metal. Diese Kombination schafft das uns eigene Klanggebäude, in welchem sich das Konzept realisiert. Apropos Gemeinsamkeiten: Dank an Christophe Szpajdel.“ Hier wurde auf das Apokrypha-Logo angespielt, welches ebenfalls sehr gut gelungen ist. Neben den genannten Bands nennen mir Apokrypha noch ergänzend als definitive Einflüsse Immortal, Slayer und Death.

Es wirken viele Einflüsse zusammen, die den Sound von Apokrypha prägen, wie sie bekunden.

„Das macht gerade den Reiz aus, eine Band zu gründen, das Zusammenspiel der einzelnen musikalischen Meinungen zu erforschen. Bei Apokrypha sind die Wurzeln aller Musiker im Grunde dieselben. Jeder hat sich dennoch in seine eigene Richtung entwickelt. Das erzeugt eine Spannung innerhalb der Band, die unabdingbar für ein vereintes kreatives Arbeiten ist. Die aktuelle Musikmischung ist also die logische Konsequenz unseres Zusammentreffens. Insoweit verkörpern Rhythmusgitarre und Gesang hauptsächlich die Black Metal-Elemente, beeinflusst von Bands wie Immortal. Die Lead-Gitarre ist verantwortlich für die Thrash-Elemente, wobei Thrash-Harmonien auf die für Black Metal typischen Melodien transponiert werden, was das außergewöhnliche Flair der Melodik ausmacht. Haupteinflüsse sind insbesondere Slayer und Bathory. Das Schlagzeugspiel spiegelt die Vorlieben für Bands wie Bolt Thrower und Death wider. Monotonie und Groove spielen dabei die größte Rolle. Der technische Aspekt wird vom Bass getragen.“

„To The Seven“, der Titel der neuen Veröffentlichung, ist laut Band als Metapher zu sehen und fungiert als Grundpfeiler ihres Konzepts. „Deshalb trugen wir auch zunächst diesen Namen, haben uns dann aber aufgrund rechtlicher Probleme nach dem Labelwechsel in das viel einprägsamere Apokrypha umbenannt, der historischen Quelle übrigens, der auch der lyrische Stoff um `To The Seven` entstammt.“

Insgesamt handelt es sich innerhalb der Texte um eine Abstraktion des gesellschaftlichen Lebens, eine Art fiktives Konstrukt, welches Parallelen zur Realität zieht.

„Es verdeutlicht die existierenden Missstände, die sich ausbreitende Lethargie oder auch die fatale Ignoranz gegenüber allem, was einen selbst nicht unmittelbar betrifft. Etwas liegt in der Luft: Zeichen, die ankündigen, doch was? Desinteresse. Die Zeichen häufen sich. Bedrückende Stimmung herrscht bei den wenigen, die sich Gedanken machen. Es scheint so, als ob nur sie die Zeichen wahrnehmen. Sie sammeln sich, bereit etwas zu beginnen. Etwas aufzuhalten!? Sie schicken nach den Sieben. Ein Schreiben, `Apokrypha` genannt. Überbracht durch einen Auserwählten, als letzte Chance. Denn mittlerweile scheint es aussichtslos. Was tun? Nur hoffen. Zu spät. Doch mit eisernem Willen trotzen sie der Apokalypse. Nicht viele werden es schaffen. Aber genug, bereit etwas zu beginnen. Etwas aufzuhalten?“ Wir bieten hier jedoch keine Lösungen an, sondern heben schlichtweg unser aller Situation hervor, und das auf abstrakte aber brutale Art und Weise. Das Konzept zeigt unsere Sichtweise der Dinge.“

Musik und Lyrik müssen bei Apokrypha verschmelzen, zu einem großen Ganzen, wie die Musiker in diesem Kontext bekennen.

„Jeder einzelne Text repräsentiert eine Episode unseres Konzepts. Das fiktive Gedankenkonstrukt wird dort ausgeführt und in abstrakter Weise dem Gesamtkonzept hinzugefügt. Will man die Musik von Apokrypha wirklich nachvollziehen, so ist die aufmerksame Lektüre der Texte essentiell. Jedoch soll niemandem bestimmte Lehren oder Erkenntnisse vorgeschrieben werden. Unsere Texte sind in Abstraktheit offen gehalten um jedem Zuhörer die freie Gedankenentfaltung zu ermöglichen. So beschäftigt sich beispielsweise der Song `Ignorance` ausschließlich mit besagter Ignoranz der Gesellschaft. Nur der eigene Vorteil zählt. Ideologien entstehen, abartiges Gedankengut, das um jeden Preis vermarktet werden will. Manipulation und Unterdrückung des Einzelnen steht im Vordergrund. Sämtliche Songs sind auf unserer Homepage www.apokrypha.de erklärt.“

Bereits seit seinem ersten Auftritt strebt der Vierer danach, die Leute in den Bann seiner Musik zu ziehen. „Und weiter noch, eine besondere Chemie zwischen Publikum und Band zu schaffen, welche die Brutalität und Verzweiflung unserer Musik transportiert und auf beiden Seiten manifestiert. Wie schon in der Vergangenheit werden sich auch kommende Shows daran ausrichten.“

© Markus Eck, 04.06.2004

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