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Band: EWIGHEIM
Titel: Nachruf
Genre: Gothic Dark Metal
Label: Massacre
Format: Album CD
Punkte: 8 / 10

Im Leichenhaus brennt noch stimmungsvoll waberndes Kerzenlicht. Drei offene Edelholzsärge präsentieren im nokturnen Zwielicht ihren untoten Inhalt, der verschroben in die Nacht grinst. Musik läuft dort auch, und die passt: Eine modrig klangduftende Sammlung, bestehend aus acht höllisch makabren Schauerliedern.

Knappe 47 bittersüße Minuten lang zelebrieren die abartig abgründigen Thüringer Tragiker die monumentale Verzweiflung mit erschreckend feierlich erschallenden Düsternoten. Und das tun Ewigheim so verzehrend gefühlvoll und so ansteckend todessehnsüchtig, dass einem doch glatt alle angstvolle Qual und sämtliche Pein-Spektren des menschlichen (Seelen)Daseins als reiner Segen erscheinen mögen. Und dabei sind die erschreckend hemmungs- und schonungslosen Schergen um Sänger und Knochentrommler Allen B. Konstanz auch noch so gut wie nie zuvor. Irre gut sogar!

Als adäquater und aufopfernd fürsorglicher Selbstmord-Soundtrack für die letzten Wahrnehmungsmomente vor dem endlich erlösenden Suizid erscheint die ganze Platte von den Machern gedacht. Von ihnen, denen anscheinend selbst mittlerweile jede positiv empfindende klitzekleine Facette im Oberstübchen komplett abhanden gekommen ist, kann man aktuell nur vollauf Genuines erwarten, dass aus dem tiefsten Innersten kommt. Ich kann Ewigheim bei ihrem zuweilen sakralen Tun auf „Nachruf“ auch rundum gut verstehen, halte ich mir die scheinbar unauslöschliche Verdorbenheit der „Menschheit“ beim Lauschen der Songs vor Augen.

So ist es letztlich sicherlich allemal besser, sich dieser entführenden akustischen Heimsuchung devot hinzugeben, als sich das Hirn über die scheinbar ewigen Dummheiten der mit epochaler Schande beladenen Spezies des Homo Sapiens sinnlos zu zermartern. Dieser durchgehend mit beschwörend trauernder Inbrunst inszenierte „Nachruf“ ist für mich nämlich auch eindeutig das bisher am meisten überzeugende Album des resignativen Trio Mortale. Und das war mir auch schon nach wenigen gehörten Nummern völlig klar.

Ihren nun nicht mehr ganz so doomig wabernden Gothic Dark Metal ließen die drei weltmüden Fäulniskaiser restlos ausreifen, was sie hierfür Leidenshymne an Tortur-Hit reihen ließ. Hingabe-Paradebeispiel Schwadorf spielt sein Leadgitarren-Gewerk mit dermaßen riesengroßer Demut vor dem Dasein, dass es einfach nur noch als prächtig zu preisen ist.

Yantit, an seinem Griffbrett ebenfalls nicht minder beflissen bei der feuchtkalten Sache, erweist sich einmal mehr als sich selbst therapierender Lyriker, der sozusagen aus der eigenen Not seine ganz eigene Tugend macht. Jeweils rasch gefangen nehmende Abgesänge wie der herunterziehende Tränenbringer „Die Augen zu“ oder das ultramorbide „Heimweh“ offenbaren mit jede Freude eiskalt abtötender (Horror)Lyrik die unglaublich beängstigenden Kopfgeburten Yantits. Es wundert mich ehrlich gesagt nicht wenig, dass dieser unglückselige Schwermut-Guru überhaupt noch am Leben ist.

Zylinder ab, meine lieben Herren Gruselfreunde! „Nachruf“ ist eine verdammt gefrässige Depressionsplatte geworden, die mit grausamem Zynismus dazu imstande ist, mit Leichtigkeit den gesamten Geist zu entkernen. Und die Kerzen wabern weiter.

© Markus Eck, 19.11.2013

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Rating scale:
10 • Timeless perfection.
9 • Impressing awesomeness.
8 • Great performance.
7 • Solid stability.
6 • Decent try.
5 • Uninspiring mediocrity.
4 • Failed presentation.
3 • Insubordinate badness.
2 • Terrible impertinence.
1 • Superfluous futility.
0 • Painful ear-torture.

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