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Band: DRENGSKAPUR
Titel: Geist der Wälder
Genre: Black Metal
Label: Eigenpressung
Format: Album CD
Punkte: 6 / 10

Wenn eine Schwarzmetallhorde ihr Demo „Geist der Wälder“ tauft, mit haufenweise hochdepressiven und verzweifelten Passagen aufkreuzt und noch dazu ultraräudig verkommenen Sound nach Kräften kultiviert, dann werde ich ziemlich schnell unruhig. Vor Neugier und dunkler Erregung.

Denn als eiserner Anhänger solcherlei musikalischen Treibens begrüße ich bekanntlich ausgeprägte Naturverbundenheit und überlegten thematischen Tiefgang im Black Metal mit ausgestreckten Armen. Zur Sache: Drengskapur haben ihr kreatives Quartier in Berlin, gegründet wurde das Duo 2002 – und mit ihrer aktuellen Veröffentlichung preist der merklich emotionale Zweier das uralte Heidentum und die überwältigende Schönheit unserer Übermutter Natur. Auf dem hier mit sieben exorbitant dramaturgischen Nacht- und Nebelkompositionen daherkommenden Grimmdiskus, welcher grafisch entsprechend spartanisch aufgemacht ist, gibt es vieles zu hören, was eindringlich und aufwühlend ist.

In Sachen Tempi begnügen sich Drengskapur ganz bewusst damit, nachvollziehbaren Strukturen in primär mittleren Geschwindigkeiten den Vorzug vor haltloser rhythmischer Raserei zu geben. Das schließt jedoch auf „Geist der Wälder“ diverse prächtig aufbrausende Rasanzen von wutschnaubender Anmut keinesfalls aus, zuweilen donnern also auch Drengskapur mit herrlich rücksichtsloser Rigidität durchs nasskalte Unterholz. Chaotisches Taktgemetzel ist hierauf trotzdem keines zu finden, was sehr für das trainierte Können der beteiligten Instrumentalisten spricht. Stellenweise gibt es auch gar Besinnliches und atmosphärisch Andächtiges zu erlauschen, ja, sogar oftmals wirklich todtraurige Schmerzmelodiken – womit das Berliner Doppel richtig interessante Kontraste im emotional recht mitreißenden Geschehen setzen kann.

Nicht selten entlocken die beiden beflissenen Protagonisten, also Gitarrist und Vokalist Wintergrimm sowie Trommler Angria der Grausame ihren schöpferischen Talenten auch sinnig kreierte Klangbilder, deren Stimmungsextreme nachhaltig für sich einnehmen können. Vor allem mittels mächtig anmutender Momentaufnahmen dramatischer Gemütszustände, wie man sie beispielsweise tief drin in einem verschneiten mitternächtlichen Winterforst nach dem Genuss einer guten Pulle Rotwein empfindet, punkten die beiden Berliner bei mir. Liedertitel wie beispielsweise „Pfad der Finsternis“, „Land der ewigen Kälte“, „Stimme der Nacht“, „Sonnenmacht“ oder auch „Menschheits Niedergang“ künden eindeutig von den lyrischen Ambitionen der Urheber.

Nach knapp über einer Stunde geht diese berührend gefühlsintensive Black Metal-Vorstellung zu Ende, welche eindeutig zu den besseren Demonstrationstonträgern im mittlerweile fast nicht mehr überschaubaren Untergrund des Metiers zählt. Diesem Demo ging übrigens 2003 die Veröffentlichung eines mittlerweile nicht mehr erhältlichen Demos voraus, welches „Begrabene Tugenden“ benannt wurde und auf 30 Einheiten limitiert war.

Den seit Jahrtausenden durch rücksichtslose Abholzung übel geschundenen beziehungsweise durch unselige Monokultur überwiegend total verschandelten Wäldern Europas wird der erzfiese Klangdonner der beiden entschlossenen Waldrächer von Drengskapur gut tun. Ja, es wird sie sehr erfreuen, all die Tannen, Fichten und Kiefern, all die Buchen, Birken und Linden, dass nicht alle der Menschen sie missachten und missbrauchen, sondern dass einige sogar zu ihren Ehren musizieren.

© Markus Eck, 14.11.2008

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Rating scale:
10 • Timeless perfection.
9 • Impressing awesomeness.
8 • Great performance.
7 • Solid stability.
6 • Decent try.
5 • Uninspiring mediocrity.
4 • Failed presentation.
3 • Insubordinate badness.
2 • Terrible impertinence.
1 • Superfluous futility.
0 • Painful ear-torture.

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