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Band: AETHERNAEUM
Titel: Wanderungen durch den Daemmerwald
Genre: Folk Black Metal
Label: Einheit
Format: Album CD
Punkte: 9 / 10

Erschien sein vorheriges Solodebüt „Die Rückkehr ins Goldene Zeitalter“ 2012 noch unter dem Künstlernamen ,Alexander Paul Blake‘, so legt der Mann mitsamt Kapelle nun unter dem Banner von Aethernaeum nach. Somit alles andere als selbstsüchtig, lässt der bis ins Mark dunkelsinnliche Berliner Naturmystiker erneut wonnig unheimliche Folk Black Metal-Kompositionen erschallen.

Der stimmig erdachte, konzeptionell basierende Bandname, er braucht wohl so einige Minuten bis er vollkommen fehlerfrei ausgesprochen werden kann. Dieser Gruppenname macht dabei aber auch vollauf zurecht schnell neugierig auf das dahinter Stehende. Laut Bekunden des geistigen Ziehvaters Blake setzt sich dessen neue Begriffsschöpfung ,Aethernaeum‘ zusammen aus einer literarischen Veröffentlichungsreihe namens „Athenäum“, welche während der Zeit der Frühromantik gegen Ende des 18. Jahrhunderts von den Gebrüdern Schlegel publiziert wurde, sowie aus dem Terminus „Äther“.

Bewusst vergeistigt ausgelebte Hingabe zu haltlos ausschweifendem Romantizismus und der vernebelnden Wirkung von besagtem Narkosemittel zog weitab des Realen entrückendes Liedgut hoch. Mehr noch, wer es zulässt, bekommt hiermit einen Freifahrschein zu sphärischen spirituellen Reisen ins Innerste des eigenen Ichs ausgestellt. Dort angekommen, passiert so allerhand. Im Zentrum seines Bewusstseins darf sich der vom Schein zum Sein Angelangte von Aethernaeum nämlich mit harmonisch verströmten Tonleiter-Essenzen erst umfangreich tränken lassen, um dann restlos verwöhnt zu werden.

Im Weiteren geleiten die qualitativ stark verführerischen „Wanderungen durch den Daemmerwald“ die Sinne auf prickelnd gespenstisch verlaufenden Mondschatten-Pfaden direkt hinein in eine verwunschen pulsierende Schattenwelt. Die teils überlangen Düsterhymnen des neuen Werkes stecken voller abgründiger Schönheiten, welche ein geradezu verschlingend leidenschaftliches Eigenleben führen.

Bei aller eindringlichen und kalten Schwärze im Klangbild gehen die beteiligten Musiker ihr lichtscheues Pläsier herrlich gefühlvoll und atmosphärisch an. Und gerade letzteres lässt neben den gesanglich multipel eingeschmolzenen Spektren inklusive teils chorartiger (Damen)Kehlen-Additive auch das erstaunlich nobel inszenierte Folklore-Repertoire reichlich profitieren! Außerordentlich opulent arrangierte Vielfalt erstreckt sich aktuell von selbstvergessen-besinnlicher Ambient-Schwärmerei über episch prunkvolle Klanggröße bis hin zu haltlos frenetischer Raserei. Dazwischen finden sich jeweils höchst genussreiche Details in massiger Anzahl, allesamt hörbar mit allerhöchster Liebe zur eigenen Notenschöpfung erstellt.

Aethernaeum legen bei ihrem aktuellen Tun allergrößten Wert auf Abwechslung. So sind sämtliche Stücke auch sehr gut voneinander zu unterscheiden; ein meiner Auffassung nach doch wirklich immens wichtiges Qualitäts-Kriterium in dieser Sparte. Und ganz egal, ob es hier fatal melancholisch, unstillbar sehnsüchtig, verzweifelt psychotisch oder erzgrimmig verabscheuend zugeht: Die Band hat ihr vollends zweckdienlich komponiertes Repertoire auf „Wanderungen durch den Daemmerwald“ jederzeit voll und ganz im spieltechnischen Griff.

Ein hypnotisches Gesamtkunstwerk voller geheimnisvoll erscheinender, mythischer Bezüge, schaurig schöner und beinahe schon beängstigend nahe gehender Mitternachtspoesie gleich. Ein Album, welches urtief berühren kann und welches keinen genuinen Genre-Freak kalt lässt. Scheinbar einzig gemacht als erhebende Beflügelung für grenzenlos gegenwartsmüde Weltenwanderer.

© Markus Eck, 24.03.2013

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Rating scale:
10 • Timeless perfection.
9 • Impressing awesomeness.
8 • Great performance.
7 • Solid stability.
6 • Decent try.
5 • Uninspiring mediocrity.
4 • Failed presentation.
3 • Insubordinate badness.
2 • Terrible impertinence.
1 • Superfluous futility.
0 • Painful ear-torture.

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