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Interview: VINTERSORG
Titel: Sehnsüchtige Naturverbundenheit

Vintersorg, ein betörend klingender Name für eine Viking Folk Metal-Band. Doch nicht nur besagter Gruppenname klingt nach vertonter Sehnsucht zur Natur und nach uralten und ruhmreichen Zeiten.

Auch die Musik erweckt eine Stimmung und ein imaginäres Feeling der Wanderschaft durch herrliche Landschaften und endlose Weiten und verdient das Prädikat 'einmalig' in vollem Maße.

Die schwedische Einmann-Folklorekapelle spielt einen einzigartigen und seinesgleichen suchenden Stil, den man wohl als einen berauschenden Cocktail aus druckvoll agilem, mächtigem Power Metal und feinen, melodischen Songstrukturen definieren kann. Songstrukturen, in denen jeweils ein zu gleichen Teilen dem Black Metal entlehnter Gesangstil sowie eine ausdrucksstarke, heroisch klare Vokalisierung vorherrschen, die ein nachhaltiges Hörerlebnis der besonderen Art ermöglichen.

Die vollwertig zum tragen kommenden Folklore-Instrumente verleihen den Kompositionen einen gewissen Touch der schwelgenden Poesie. So wie schon auf dem Debüt-Mini-Album und dem erstem Album „Till Fjälls“, dessen Titelsong ich mir gleich eine Stunde am Stück gezogen hatte, so riß dieser mich mit, stellt auch der aktuelle, jetzt erscheinende Opus „Ödemarkens Son“ ein weiteres Dokument der musikalisch hingebungsvollen Naturverbundenheit dar, die im Herzen von Vintersorg tief verankert zu sein scheint.

Auch auf der neuen Veröffentlichung dominieren die genannten Grundelemente, die den ausdrucksstarken Sound für die ergebenen Naturfreunde unter den Metallern definieren.

Der Mann hinter Vintersorg weiß, wie man den Spirit vergangener Epochen in die Musik transformiert.

So vereint dieser außergewöhnlich talentierte Künstler die sich bietende Palette menschlichen Gefühlsreichtums mit überzeugender Umsetzung in seinen hymnischen Hommagen an die heidnischen Werte des Altertums.

Höchste Zeit also für mich, Vintersorg höchstpersönlich, dem treibenden Gehirn des Spielmannszuges, welcher unter dem Pseudonym des Bandnamens firmiert und welcher alle gebotenen Kompositionen komplett im Alleingang geschrieben hat, einige interessante Statements sowie die Hintergründe des Spielens solcherlei in hohem Maße idealistischer Musik zu entlocken.

Deine Musik ist das Nonplusultra, was die Vertonung der Liebe zur Natur angeht und wenn man außerdem passionierter Metaller ist; ich meine, in deiner Heimat ist die Flora und Fauna ja überwältigend. Oder woher rührt deine Liebe zur Natürlichkeit?

„Nun, meine Inspiration kommt in erster Linie durch die Erfüllung , die mir die Natur bieten kann. Jedes mental-emotionale Element, das im Menschen enthalten ist, kannst du auch dort draußen finden; Schönheit und Anmut, Zorn und Aggression usw. Die Natur ist aber nicht nur meine Quelle, um magische Melodien zu komponieren, sie ist auch eine Lebenshilfe, um meinen Platz im Kosmos zu finden.“

Was kannst du als deine inspirativen Quellen nennen? Wie entstehen deine Songs? Übernachtest du des Öfteren in euren Wäldern?

„Manchmal nehme ich meine Akustikgitarre mit mir auf meine langen Wanderungen in die Wälder und die Berge. Dort sitze ich dann des Öfteren an einem der vielen Flüsse und die für Vintersorg so prägenden Melodien sprudeln dann aus mir heraus. Ein anderes Mal starte ich mit einem sehr schweren Gitarrenriff und leite dann daraus alle anderen Instrumente und Gesangslinien ab. Der dritte Weg ist der, einen Text zu schreiben, um dann zu versuchen, den Melodien die Worte erklären zu lassen.“

Bist du deswegen der modernen Zivilisation nicht abgeneigt? Was machst du gerne in deiner Zeit neben der Musik? Auch mal ein oder mehrere Biere heben in lustiger Runde?

„Meistens bewältige ich mein Leben ganz gut; jedoch würde ich es mir wünschen, dass in der modernen Gesellschaft einige gravierende Veränderungen passieren würden. Ich hoffe, die Menschen finden eines Tages zu einer ländlicheren Lebensweise zurück, so wie damals, als die Leute noch edlere und auch ethische Werte hatten; nicht so wie heutzutage. Vieles ist so verlogen und so beschämend. Die meiste Zeit meiner freien Zeit verbringe ich draußen in der freien Natur oder ich komponiere Musik; aber genauso wie alle anderen mag ich es sehr gerne, einen zu trinken und dann so viel Spaß als möglich zu haben....“

Wie kommen deine Mitmusiker mit dir klar? Führen sie die Vorgaben des Meisters ohne eigene Inputs aus? Oder läßt du da mit dir reden?

„Vintersorg war von Anfang an ein Soloprojekt mit Session-Musikern bei Live-Auftritten, denen ich vom Start weg gesagt hatte, wie die Sache laufen wird und somit kommt es erst gar nicht zu Reibereien. Wenn alles gut klappt, ist eine angenehme Atmosphäre und wir unterstützen uns auch gegenseitig.“

Wie ist denn die Metal-Szene in deiner Heimatstadt aufgestellt?

Sind alle deine dortigen Freunde stolz auf dich, oder gibt es Neider, die dich diskreditieren und von zu wenig Härte faseln?

„Skellefteâ ist eine Kleinstadt und es existieren nicht so viele Metal-Bands hier, aber unter denen, die es gibt, herrscht eine brüderliche Verbundenheit. Wir teilen alles, außer Frauen. Aber ich habe im Moment sowieso keine Freundin. Hoffentlich sind alle, die mich kennen, stolz auf mich und auf das, was ich bisher so geleistet habe. Ich habe jedenfalls bis jetzt noch keine bösen Gerüchte über mich gehört.“

Was hältst du von der überwältigenden Veröffentlichungsschwemme in unserer Musikwelt, gerade im Black Metal-Bereich? Ist doch eigentlich unüberschaubar geworden, oder?

„Diese stimmt mich ein bißchen traurig, aber wer bin ich, dass ich darüber urteilen soll? Ich bin schließlich ein Teil von ihr! Aber manches Mal kommt mir schon eine wirklich schlechte Veröffentlichung zu Gehör und dann denke ich mir, warum muß so lausig klingender Stoff auf CD herausgebracht werden?“

Wie möchtest du einmal leben, wenn du alt bist?

„In Einklang mir der Natur, aber immer noch am Komponieren von Metal. Die Stille ist ein wunderbarer Freund, doch die Musik an sich ist ein noch besserer Begleiter durch das Dasein!“

© Markus Eck, 08.11.1999

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