Interview: | TODESBONDEN |
Titel: | Reine Herzenssache |
Inniglich, einfühlsam und insgesamt sehr angenehm besinnend musizieren diese entrückten amerikanischen Träumerseelen.
Ihr aktuelles tolles Debütalbum „Sleep Now, Quiet Forest“ reflektiert dadurch ein zugrunde liegendes Höchstmaß an Sensibilität.
Berührend andächtig besungen wird das wunderschön ästhetisierte Kompositionsgut dazu mit wahrlich zauberhaft charismatischer und schmeichelnd schöner Oktaven-Noblesse. Aber auch die vier beteiligten Mannen um die begabte Autumn Tears-Vokalistin Laurie Ann Haus stülpen auf der primär sanftmütig daher schwebenden Wehmutsplatte ihr Innerstes bereitwillig nach außen.
Die bisweilen sattsam durchhärteten Stromgitarren-Fragmente können beziehungsweise sollen hierbei jedoch beileibe über eines nicht hinwegtäuschen: Allzu selten hat eine Formation aus diesem Genrebereich wohl solch eine fragile schöpferische Grazie in Sachen intensiver Gefühlsvermittlung erreicht.
Dass Todesbonden ausgesprochene Klassikliebhaber sind, kann auch nicht geleugnet werden.
Dadurch gerät der gleichfalls tiefgründig hochmelancholische wie zuweilen auch ansteckend beschwingt erscheinende Dark Metal mit filigranen Weltmusik-Anleihen des Seelen so mühelos verführenden Ausnahme-Quintetts zu einer das Hörerherz mit federnder Leichtigkeit bezirzenden Angelegenheit.
Der hochinteressant klingende Gruppenname Todesbonden ist einem mittelalterlichen deutschen Begriff entlehnt, welcher im oftmals allzu finsteren historischen Altertum für Schuldverschreibungen von Todes wegen stand, erzählt Laurie zu Beginn.
Und die Sängerin fügt dem mit sanfter Stimme an:
„Und wer sich nach dem Besonderen sehnt, ist bei uns genau an der richtigen Adresse. Das aktuelle Album `Sleep Now, Quiet Forest` nimmt die Hörer mit an der Hand auf eine imaginative Reise rund um die Welt und durch die verschiedenen Perioden der Zeitgeschichte. Ich hoffe sehr, dass wir den Hörern mit unserer aktuellen Musik eindringliche Gefühle der Sehnsucht vermitteln, sowie gleichfalls das Bewusstsein für Mysterien öffnen sowie die Fantasie anregen können.“
Sie selbst bekennt anschließend in aller sympathischen Bescheidenheit, dass es ihr persönlicher lebenslanger Traum ist, lediglich stets einen tiefen Sinn für Zufriedenheit innezuhaben, trotz der im menschlichen Dasein nicht enden wollenden Höhenflüge und Niederschläge:
„Daher komme ich auch im an sich harten Musikgeschäft ganz gut zurecht, ich mache eben stets das Beste aus allem, auch aus den Widrigkeiten. Auch als Sängerin selbst ist es daneben meine allergrößte Stärke, Neuem gegenüber immer sehr offen zu sein.“
Laut folgender Aussage von Laurie ist sie wie die gesamte Band hinter ihr sehr stolz darauf, in Form von „Sleep Now, Quiet Forest“ ein vordergründig sehr vielseitiges Werk kreiert zu haben.
„Auf rein instrumentellem Sektor haben wir ebenfalls unsere Seelen ausgehaucht, wie man deutlich hören kann. Mein persönlicher Lieblingssong auf der neuen Veröffentlichung ist zweifellos `Battle Of Kadesh`, und meine Bandkollegen haben jeder für sich ihre individuellen Lieblingstitel unter den Kompositionen.“
Die erquicklich famosen Gesangslinien von Laurie in all ihren mannigfaltig feminin phrasierten Dezenzen machen unweigerlich neugierig auf den privaten musikalischen Hintergrund dieser außergewöhnlichen Künstlerin.
Und wie sie dazu berichtet, umfasst ihr persönlicher Hörhintergrund nicht wenige Interpreten.
„Es sind zu viele sehr gute Bands da draußen, ich lege mich daher absichtlich nicht auf einige wenige fest. Im Moment höre ich mir jedenfalls sehr gerne Sephiroth an, eine tolle Dark Ambient Electronic Band, sowie Niyaz, Qntal, Imogen Heap, ältere Theatre Of Tragedy und auch Might Could. Auch die Schweizer Eluveitie haben es mir ziemlich angetan.“
Dann folgt noch Grundsätzliches dazu: „Alle hier von mir genannten Musiker beeindrucken mich auch nicht zuletzt dadurch, dass sie lange genug an ihrer Leidenschaft für die Musik festgehalten haben, um ihre Instrumente und Ansprüche zu meistern.“
Ihrer eigenen Auffassung nach, so die Dame, erkennt man eine hochwertige Musikgruppe sowieso immer in erster Linie daran, dass sie gut genug aufeinander eingespielt ist, um ihre künstlerischen Ambitionen beziehungsweise Ausdrucksziele auf präzisem und deutlichem Wege zu vermitteln, anstatt die Hörer durch übermäßige Komplexität und aufgesetzt wirkende technische Demonstrationen beeindrucken zu wollen.
Todesbonden machen daher ausschließlich Lieder, die direkt aus dem Herzen kommen, so Laurie.
„Und das, obwohl wir uns auf kreativer Ebene ja innerhalb eines ausgedehnten Rahmens an Einflüssen und Impressionen bewegen. Doch gerade das macht den Reiz an der Sache ja für mich letztlich aus. Wir wollen epische, mysteriöse und passionierte Klänge erschaffen.“
Dass eine Gruppe solcherlei stilistischer Erscheinung aus Neu-England, also aus dem in vielen Belangen europäischsten Teil der USA, gerade von einem deutschen Tonträgerverlag unter Vertrag genommen wird, mutet etwas seltsam an.
Die Frontfrau expliziert das Ganze in offener Manier:
„Einer ihrer Mitarbeiter kontaktierte mich eines Tages und fragte an, ob wir an einer Zusammenarbeit mit ihnen interessiert wären. Nachdem ich mir das Label-Profil angesehen hatte, entschied ich mich zur Kooperation. Denn sie haben einige Bands dort im Programm, die mir persönlich sehr gut gefallen. Zudem erscheinen ihre Veröffentlichungen immer wieder in aufwändigen Verpackungen, was mich sehr anspricht.“
© Markus Eck, 22.05.2008
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