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Interview: STORMWIND
Titel: Kreative Reflektionen

Auf ihrem mittlerweile fünften Album beweisen die fünf Schweden von Stormwind einmal mehr ihre deutlich über dem gängigen Szene-Standard der Melodic Metal-Szene liegende kreative Kompetenz. Mit „Reflections“ ist der Band um Leader und Multitalent Thomas Wolf erneut ein echtes Bravourstück in Sachen hochmelodischem und kernig energievollem Metal gelungen. Der sehr sympathische und außerordentlich passionierte Vollblutmusiker mit dem wohlklingenden Nachnamen kann zu Recht stolz auf die neue Scheibe sein.

Denn der gut gewählte Bandname der Schweden erfüllt zunehmend seine symbolische Bedeutung in den Stücken dieser niveauvollen skandinavischen Edelmusikanten. Auch „Reflections” enthält wieder einen schier unerschöpflichen Fundus an wundervollen Gitarrenharmonien und bezaubernden Melodien.

Wobei die Band aber deswegen nicht im Geringsten als Weichspüler-Combo einzustufen ist. Im Gegenteil, in den Kompositionen findet sich zu jeder Sekunde ein überaus wohldosierter Anteil an Härte vor.

Geradliniger Melodic Metal der oberen Güteklasse eben, den man ob seiner außergewöhnlichen Eingängigkeit immer wieder gerne hört.

Auf „Reflections” findet der neugierige Hörer somit wieder die altbewährte Mischung von Stormwind vor: Agile, nach vorne preschende Reißer, welche immer wieder von anmutigen gefühlvollen balladesken Momenten kontrastiert werden.

Und in jeder Komposition hält sich eine hitverdächtige Melodik auf. Ein starkes Stück aus dieser Richtung.

So werden sich diese Melodic Metal-Meister mit Sicherheit wieder einige zusätzliche Anhänger an Bord der Fan-Fregatte holen können.

Mit dem ehemaligen Candlemass-Sänger Thomas Vikström hat sich seit 1998 ein wohl getrost als göttlich zu titulierender Vocalist eingefunden.

Vikström veredelte mit seinem einmaligen und kraftvoll markanten Organ das 1992er Candlemass-Album „Chapter VI“ und machte die schmerzliche Trennung von deren erstem ebenfalls genialen Sänger Messiah Marcolin erträglicher.

Nun kann man sich auch auf „Reflections“ wieder kaum an Vikström satt hören. Ein Könner von seltener Klasse. Saitenartist Thomas Wolf bringt uns sein musikalisches Kind etwas näher.

Stormwind bestehen seit 1995 und seit 1998 mit unverändertem Line-Up:

„Ich spiele die Gitarren, Thomas Vikström singt, Patrik Johansson bedient die Drums, Kaspar Dahlqvist vergewaltigt die Keyboards und Andreas Olsson glänzt am Bass. Außerdem wird uns schon bald der Schlagzeuger David Wallin von der Band Blacksmith auf der kommenden ´Reflections-Tour´ im November begleiten. Er kommt als vorübergehender Ersatz für Patrik, der mit Yngwie Malmsteen zu dieser Zeit auf Südamerika-Tour sein wird. Und es sieht sogar so aus, als daß Yngwie einer unserer größten Fans ist“, freut sich Thomas nicht ohne Grund gleich zu Beginn unseres Interviews.

Er verkündet dazu gleich auch noch: „Wir sind so was von heiß auf den anstehenden Release des neuen Albums, das kann sich kein Mensch vorstellen!“ Er und die Band haben auch allen Grund dazu. Denn das aktuelle Album bekam in Japan bereits kurz nach seinem dortigen Erscheinen 88 von 100 Punkten im etablierten Burrn-Magazin und erklomm sogar die japanischen Albumcharts, wir er mitteilt.

Jetzt kann er es natürlich kaum noch erwarten, bis das Teil auch in Europa erscheint, wie er zugibt.

Das neue Album beginnt auch mit einem speziellen Intro, um auf den ersten Song angemessen einzustimmen. Thomas hierzu:

„Diese Art des Vorgehens zieht sich durch die ganze Scheibe, die man nicht zuletzt auch deswegen ganz klar als Konzeptalbum sehen kann.“

„Reflections“ wurde im selben Studio wie auch das letzte Album produziert, den EMI Studios:

„Gemixt wurde dann anschließend mit Pro Tools in den Resync Studios. Wir hatten diesmal dermaßen viele Chor-Arrangements, so daß es nicht ohne Pro Tools ging.“

Die Band begann im Februar 2001 mit den Aufnahmen. „Das Mastern war dann am 15. Juni 2001 vollbracht. Die Songs benötigten diesmal eine Kompositionsdauer von ganzen zehn Monaten.“ Dies ist eine lange Zeit, wenn man bedenkt wie schnell der talentierte Allrounder sonst seine hymnischen Stücke im Kasten hat.

Er vermutet: „Die Fans werden es mehr lieben als alles andere, was wir bisher gemacht haben. `Reflections´ ist noch ein wenig kraftvoller ausgefallen, beinhaltet viele mächtige Chöre und ist randvoll mit superben Gitarrenläufen.“ Auch ich kann es nach solcherlei Ankündigungen schier kaum noch aushalten, seine Aussage auf Authentizität zu überprüfen. Das neue Werk wurde laut Thomas nach dem Titelsong benannt: „Er reflektiert gute und eher schlechte Dinge, welche die Band in der Vergangenheit erlebt hat.“

Thomas ist der Meinung, daß es im Leben eines jeden Menschen von großer Wichtigkeit ist, über seine Taten und Erlebnisse nachzudenken:

„Erst dann kann man sein Leben in qualitativer Hinsicht verbessern: Fehler vermeiden oder Schönes öfter erleben eben.“

Der Bandname Stormwind kam ihnen 1995 in den Sinn, als sie Urlaub an der Küste in Südfrankreich machten. Thomas erinnert sich zurück:

„In einer stürmischen Nacht hatten wir dort gefeiert, als es ganz schön blies. Das hat uns nachhaltig beeindruckt. Gerade weil unser Bandname nun auch die überwältigende Kraft eines der stärksten Elemente der Natur beinhaltet.”

Stormwind existieren nun ja auch schon wieder seit sieben Jahren. Bestimmt haben schon einige Alben das Licht der Veröffentlichungswelt erblickt. Thomas resümiert: „`Reflections` ist unser fünftes Album. Die Idee basiert auf einer historisch fundierten Idee, wie ihr dann anhand der Texte nachlesen könnt.” Thomas hat wie immer die meisten Sachen im Alleingang gemeistert, wie er noch resümiert.

Außer dem Song „Illusion“, den er mit Keyboarder Kaspar geschrieben hat und „Assassin Of Honour“, bei dem ihm Sänger Vikström tapfer zur Seite stand, wie er mir berichtet. „Es war schon eine sehr interessante Erfahrung für mich, es mit den Jungs bei einem guten Glas Wein auch mal zusammen zu versuchen.“ Er plant daher, dies in der Zukunft des Öfteren zu tun, weil es ihm einen Riesenspaß macht, offenbart er lachend. „Nicht zuletzt fördert es auch das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Band.“

Thomas kann sich wieder mal auf die Schulter klopfen, denn er hat auch diesmal wieder alle Texte verfaßt. „Außer die des Tracks `Assassin Of Honour`”. Und selbstverständlich verfolgen die Herren der Sturmwind-Kerle auch weiter die bisherige epische lyrische Direktive. Wir erfahren: „`Reflections` basiert textlich auf vielen wahren historischen Ereignissen. Wir verarbeiten in unseren neuen Stücken die griechische Mythologie, die ägyptischen Kulturen und auch wieder die europäische Historie.”

Ich bitte Thomas darum, den Unwissenden doch bitte gleich mal einen adäquaten Vorgeschmack auf das Folgende zu geben. Und der Chef läßt sich nicht lange bitten.

„`Genesis` ist das orientalisch klingende Intro, welches schon gut mal auf das noch Folgende einstimmt. Danach haben wir den Song `War Of Troy` plaziert. Sein lyrischer Inhalt bezieht sich auf den Aufstieg und den nachfolgenden Fall Trojas. Den Nachfolger macht `The Man Behind The Iron Mask`, dessen Story eines der größten Mysterien in der bekannten Geschichte erzählt. Laßt euch überraschen! Der Song ist mein persönlicher Favorit. Anschließend gibt es den Titelsong zu hören. Er zeigt die bösen und die guten Seiten eines jeden Einzelnen von uns auf und stellt sie in einem anderen Licht dar. Und `Illusion` berichtet über eine ebensolche, wie der Name schon sagt. `Golden Tears` ist eine Ballade mit hohem melancholischem Anteil, welche mit 12-String-Streichern und einem Cello angereichert wurde. `Queen Of Nine Days` ist ein sehr schneller Song geworden, welcher über das Leben von einer Lady namens Mary aus dem Jahr 1537 erzählt. Unser progressivster Track ist dann `Dynasty`: Ein AOR-Song, welcher das Wirken und die Macht der Grimaldi-Familie erzählt, die seit über 700 Jahren regiert und immer noch eine immense Macht ausübt. `Assassin Of Honour` greift die Story über einen ganz besonderen Attentäter auf. Unser kräftigster Midtempo-Song ist `Ramses`, dessen Leben und Sterben nach wie vor überaus mysteriös ist.”

Da kann man sich ja auf was gefaßt machen. Wo liegt für Thomas seine musikalische Zukunft? „Ich bleibe wie die letzten Jahre auf jeden Fall der Melodic Metal-Szene treu und mache mit Stormwind weiter. Bands wie Dream Theater, Queensrÿche, Stratovarius und Edguy haben mehr Fans als jemals zuvor und bestärken mich in meiner Mission.”

© Markus Eck, 25.10.2001

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