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Interview: SORGSVART
Titel: Existenzieller Freiheitskampf

Eine in vielerlei Belangen ungewöhnliche Viking Folk Black Metal-Veröffentlichung wuchtet uns ein norwegischer Multiinstrumentalist rüber.

Und das wahrlich grandiose Sorgsvart-Debütalbum „Fortapt Fra Verden I Vakkert Selvmord“ überzeugt mit mannigfaltiger Ideenvielfalt.

Der Urheber namens Sorg, seines Zeichens passionierter Landbewohner und zivilisationsmüder Waldliebhaber, inszeniert auf dem wohltuend eigensinnig angelegten Silberdeckel betörend majestätische Nordhymnenkunst der großepischen Grollklasse. So bitte ich den zumeist depressiven langhaarigen Forstmeister schließlich zum angeregten Heidengespräch.

„Meine Seele leidet schon seit langer Zeit bis in die letzten Winkel, was an der schrecklichen Situation der restlichen Welt außerhalb meiner Heimat liegt: Der imperiale Kapitalismus und all die stupiden Religionen werden immer stärker. Während meine Menschenbrüder und -Schwestern mit Bomben zugehagelt werden, nimmt auch der Sozialfaschismus immer mehr zu. Die Freiheit der gesamten Menschheit wird mit einer gleichmäßig verlaufenden Konstante zunehmend eingeengt, was mich schon sehr schmerzt und abartig traurig macht“, bekennt der Norweger mit dem Faible für hochsarkastischen Zynismus.

Der ausgesprochene Exzentriker ergänzt:

„Ich hasse die Welt, ich hasse mein Leben, weil ich kein freier Mann bin, weil ich auf ewig in Ketten eingeschlossen bin. Meine Attitüde? Ich würde mich selbst nicht mal als Musiker bezeichnen. Ich existiere ohnehin nur aufgrund der Kraft meiner Individualität, daher werde ich mich hier ganz gewiss nicht selbst kategorisieren. Ich bin jedenfalls ein Anarchist und Revolutionär. Und meine diesbezüglichen Träume werden sich nicht erfüllen, bevor das gegenwärtige Weltsystem diesen Planeten vollends ruiniert hat.“

Im Folgenden zitiert der Aufmüpfige gar den berühmten Philosophen und Soziologen Karl Marx:

„Der sagte einst: `Religion ist Opium für das Volk`. Und dieses Motto deckt meine Ansicht über Religionen gänzlich ab, selbst über traditionelle Glaubensformen. Ich hege auch eine Aversion gegen sämtliche Sozialreligionen, in denen sich kleinere Gruppen von Leuten überwiegend an diverse `Meister` oder mystische `Orakel` richten. Im Endeffekt geht und ging es bestimmten Menschentypen doch damit seit jeher darum, mittels solcherlei spiritueller Imaginationen und damit einhergehender Autoritäten neue Standards oder Trends in den Völkern zu setzen. Damit setzen solche machtgierigen Individuen auf den Nachahmungstrieb im Menschen, und auch vor allem darauf, dass der Mensch sich doch stets in Gruppen eingliedern will, um darin möglichst hohe gesellschaftliche Akzeptanz zu genießen. Menschliche Existenzen sind eben schwache und pathetisch denkende Tiere.“

Die globale Tierwelt hingegen hängt dem skandinavischen Rebellen sehr am heidnischen Herzen, wie er mir im Weiteren bekundet:

„Es ist eine große Schande, was auf dieser Erdkugel alles passiert. Tiere, Berge und Wälder sind meiner Auffassung nach absolut schützenswerte Naturschätze überhaupt. Die Bevölkerung dieses Planeten kann und will offenbar nicht begreifen, dass zuerst die Natur und dann der Mensch geschützt werden muss. Keine Natur, keine Menschen. Tja, so einfach ist das.“

© Markus Eck, 07.08.2006

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