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Interview: RUDRA
Titel: Indische Inspirationen

In der Mitte des Jahres 1992 als anfängliches Trio formiert, lag ein sehr weiter und vor allem knallharter musikalischer Weg vor diesen hierzulande wohl noch weitgehend unbekannten Singapurer Individualisten.

Zu Beginn ihrer kreativen Aktivitäten nannten sie sich noch Rudhra, was später im modifizierten Bandnamen Rudra mündete.

Die bemerkenswert souverän komponierende und geübt musizierende Exotentruppe selbst tituliert ihre stilistisch beziehungsweise gesanglich leicht angeschwärzten Todesblei-Schöpfungen als Vedic Metal, ausgerichtet nach der lyrischen Konzeption. Und hören kann man solcherlei ungewöhnliche Künste auf dem neuesten Studioalbum „Brahmavidya: Primordial I“.

Bassist Kathir mit dem tiefschwarzen Haar startet gleich zu Beginn voller rhetorischem Tatendrang sprudelnd durch. „Die Metal-Szene hier bei uns in Singapur ist zwar nicht gerade groß ausgeprägt, dennoch spielen diejenigen Bands, die sich dieser Musikrichtung verschrieben haben, in der Regel mit vollem Einsatz. Es existieren circa 50 Gruppen, die allermeisten davon spielen eher extremes Material wie beispielsweise Black- und Death Metal, aber es gibt auch Truppen, die eher zahmere Sachen wie Melodic Metal etc. machen.“

Aus deutschen Landen erhielten die versierten Rhythmustechniker, von meinen enthusiastischen Briefen abgesehen, bislang recht wenig Rückmeldung, so der Tieftöner in aller Ehrlichkeit.

„Ja, da kam bislang nicht viel rüber zu uns. Aber das wird sich bald ins Positive ändern, denn durch die Firmen Demonzend und Cyclone Empire haben wir in Europa mittlerweile recht gute Vertriebsmöglichkeiten. Wir hoffen jedenfalls das Beste.“

Im Weiteren driftet unser Dialog ab in Richtung der erneuten hochqualitativen musikalischen Erscheinung der Band. Kathir erläutert rückblickend die Entstehungsgeschichte der bisherigen und aktuellen einzigartigen Musik von Rudra.

„Das, was wir musikalisch machen, ist massiv von uralten vedischen Philosophien beeinflusst, ganz speziell von Advaita Vedanta. Auch indische Klassik und Folk-Musik inspieren uns immer wieder nachhaltig – beide Stilistiken sind Teil unserer indischen Kultur. Die uralten Inder lebten allesamt nach der vedischen Überzeugung, diese Kultur lebte seit jeher in uns allen, wenn auch in differierenden Ausformungen. Wir Inder trugen dieses Vermächtnis über die ganze Welt, ohne dessen Ursprünglichkeit zu verlernen beziehungsweise zu verlieren. Auch wenn nicht wenige von uns als Emigranten ausgewandert sind, den vedischen Spirit haben die Inder einfach tief in sich verankert. Das Ganze ist eben nicht nur einfach eine überirdische Art `Religion` für uns, es ist seit Angedenken der Menschheit in unseren Herzen und unserer Kultur.“

Das neue Album „Brahmavidya: Primordial I“ klingt dermaßen typisch nach Rudra, dass man sich unweigerlich fragt, wie diese Band so inniglich an ihrem kreativen Tun festhalten kann.

Für Kathir sind solcherlei Feststellungen höchst erfreulich, wie er mitteilt.

„Genau diesen Wiedererkennungs-Effekt wollten wir bei den Hörern auch erzielen. Und wem dem so ist, dann macht uns das zu glücklichen Musikern. Unser Ziel ist es, exakt solche Klänge zu erzeugen, die eine unvergleichliche Atmosphäre mit sich bringen, unseren Vedic Metal eben. Wer genau hinhört, dem wird sich dieses Trachten auch in Vollendung erschließen. Unsere Abgrenzung von den gängigen stilistischen Schemata liegt nicht zuletzt auch in den tradierten indischen Musikarten, welche wir in unseren Riffs und natürlich auch in den ganzen eingebrachten Sanskrit-Chören verwenden.“

© Markus Eck, 12.03.2005

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