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Interview: OPETH
Titel: Ausgewogene Kombination

Ihr allerneuestes Studiowerk „Ghost Reveries” zeigt diese durch und durch beseelten schwedischen Klang-Magier erneut von einer etwas härteren und dynamischeren Seite.

Opeth wurden in der Vergangenheit immer mal wieder als Progressive Dark Metal-Band abkategorisiert. Damit jedoch machten es sich nicht wenige Schreiberlinge zu leicht.

Tatsächlich aber entwickeln die Schwebe-Oden dieser trotz aller musikalischen Härte überaus einfühlsamen Skandinavier ganz ureigene und stellenweise gar abstrakte kompositorische Spiegelwelten zutiefst befremdlicher Seelenzustände, was aber letztlich gar nicht bewusst gewollt erscheint.

Denn ihre ebenso fesselnd atmosphärischen wie abartig eindringlichen Songs entwickeln dabei ganz spezifische Eigendynamiken und verästeln sich, mal hart und mal zart, nach ungewöhnlich vielen Richtungen.

Da macht auch das wunderbare aktuelle Werk nicht die geringste Ausnahme.

Laut Sänger und Gitarrist Mikael Åkerfeldt ist „Ghost Reveries” das Opeth-Album mit der bisher längsten Spieldauer.

„Das hat aber nun keine besondere Ursache. Es war lediglich so, dass wir alles, was wir im Studio aufgenommen hatten, letztendlich so gut fanden, dass es unserer Ansicht nach unbedingt auf die neue Platte mit drauf musste“, berichtet mir Mikael.

Er knüpft an: „Wir wollten nichts davon außen vor lassen. Ursprünglich war eine Gesamtspieldauer von circa 50 Minuten vorgesehen, doch das hätte dann niemals ausgereicht, um alles nach unseren Vorstellungen auf `Ghost Reveries` unterzubringen.“

Der Stockholmer Individualist geht anschließend mit besonnender Stimme ins Detail, was die Einflüsse zu den neuen Songs von Opeth anbelangt:

„Da ich bekanntlich schon seit längerer Zeit alte Rock-Vinylplatten aus den 60er und 70er Jahren begeistert höre und manisch sammle, beziehe ich daraus wohl nach wie vor meine hauptsächlichen Inspirationen. Ich sammle Platten deutscher, italienischer, englischer und skandinavischer Rockmusik, da gibt es eine Unmenge an ungewöhnlichen Sachen zu entdecken. Alte deutsche Rockgruppen, die es mir besonders angetan haben, sind Amon Dül, Atlantis mit Inga Humpe, Birth Control, Message, Weed, Blackwater Park, Can, Eloy, Embryo, Gomorrha, Hairy Chapter und Kin Ping Meh. Aber auch die frühen Scheiben von Kraftwerk mag ich sehr, besonders ihr Debüt, als sie noch mit realem Schlagzeug arbeiteten. Eine spezielle Band aber aus diesem zeitlichen Dunstkreis, die mir in der letzten Zeit ganz besonders ans Herz gewachsen ist, sind Popol Vuh. Sie kreierten beispielsweise für die Werner Herzog-Filme `Nosferatu` und `Herz aus Glas` die jeweiligen Soundtracks. Ich besitze alle ihre Alben und bin sehr stolz drauf.“

Aber auch Giganten wie Black Sabbath, Deep Purple, Whitesnake und (alte) Scorpions nahmen einen nicht geringen Einfluss auf die Entstehung der neuen Stücke auf „Ghost Reverie“, wie Mikael unumwunden bekennt.

Unser Gespräch bringt weiter zutage, dass das neue Album von Opeth eine ausgewogene Kombination aus allen bisherigen stilistischen Äußerungen der schwedischen Ausnahme-Formation darstellt.

„Als ich an den neuen Stücken zu schreiben begann, bemerkte ich, dass meine Ideen und deren Song-Resultate mitunter recht differierten. Einige der neuen Stücke haben daher eine gemeinsame kompositorische Basis, andere wiederum werden die Hörer nicht gering überraschen. Den Albumtitel `Ghost Reveries` finde ich sehr cool. Er fiel mir als gleich als erste Idee dafür ganz spontan ein, und dabei blieb ich dann auch. Denn er überdacht mit seiner Bedeutung sämtliche Lieder des aktuellen Albums perfekt.“

© Markus Eck, 29.06.2005

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