Interview: | NAGLFAR |
Titel: | Schwedischer Showdown |
Nicht nur ein vollzogener Besetzungswechsel vorm Gesangsmikrofon brachte erzfrisches Schwarzblut in die unheiligen Geschicke dieser vehementen Melodic Black Metal-Elitehorde.
Auch in Sachen Songwriting haben die Schwedenbiester Naglfar eine nicht unwesentliche Modifizierung ihrer dominanten Stilistik vorgenommen.
So verließ Gründungsmitglied und Ausnahme-Shouter Jens Rydén die Formation. Tieftöner Kristoffer W. Olivius schnallte sich daraufhin kurzerhand die Bassgitarre ab und übernahm fortan überraschend mit ebenfalls großem Kehlen-Charisma die gesanglichen Pflichten in der Horde.
Und so zeigt „Pariah“, der aktuelle Nachfolger des vorangegangenen 2003er Killer-Albums „Sheol“, die allseits respektierte Höllentruppe von ihrer bisher kommerziellsten Seite. Gitarrensaitenfolterer Marcus E. Norman ist wie der Rest des rasanten Feuerquartetts zutiefst zufrieden mit dem neuen Bestienwerk, wie er stolz verkündet.
„Im Moment bereiten wir uns erstmal auf die anstehenden Sommer-Festivals vor, speziell für Wacken und das finnische Tuska-Festival. Spezielle Effekte oder Gimmicks werden wir nicht in den Live-Set einbauen. Wir wollen schlicht eine großartige Show bieten, eine Darbietung von kompromissloser Wut und hoher Energie. Da `Pariah` überaus gut anläuft, sind wir auch guter Dinge und allerbester Laune. Persönlich bin ich sogar viel mehr als nur zufrieden mit unserem neuen Album. Denn wir haben es meiner Ansicht nach geschafft, etwas sehr Spezielles und Einzigartiges zu kreieren, ohne aber den typischen Naglfar-Sound zu verlieren.“
Ich bringe berechnend den Begriff Kommerz ins Spiel. Und Marcus´ Konterung kommt umgehend:
„Ich würde da doch eher sagen, dass dieses neue Album noch viel aggressiver als alles bisherige von Naglfar ist. Gleichzeitig haben wir es aber sehr gut hinbekommen, den extrem hohen Grad an Aggression mit noch viel melodischeren Elementen als je zuvor zu kombinieren – letztere waren ja schon seit jeher ein relevantes Markenzeichen von uns.“
Einen oder mehrere spezielle Ursachen für die musikalische Neuorientierung seines Nagelfähren-Kommandos konnte mir der Rhythmus- und Lead-Gitarrist jedoch nicht nennen:
„Nein, dafür existieren wirklich keine Gründe. Als wir an die Arbeit zur neuen Platte gingen, ergab sich alles auf ganz natürliche Art und Weise. Die aktuellen Songs stellen einfach exakt das dar, was wir diesmal machen wollten. `Pariah` ist ein Output geworden, der die purste Form an Aggression mit starken und eingängigen Melodiken verknüpft. Ein Album, prall gefüllt mit musikalischer Intelligenz.
Wie der Axtschwinger anschließend bekennt, stellt die Band für ihn tatsächlich sein ganzes Leben dar. Marcus: „Naglfar bedeutet mir unermesslich viel. Musik ist nun mal mein Lebenssinn. Es stellt für mich alles dar, was ich wirklich kann. Ich habe dieser Musik meine gesamte Existenz verschrieben.“ So spricht nur ein wahrer Enthusiast und Überzeugungstäter, hört man die Stücke auf „Pariah“, glaubt man ihm nur zu gerne.
Anschließend gibt er zu Protokoll, dass das Songwriting für den aktuellen Auswurf gut eineinhalb Jahre in Anspruch genommen hat. „Wir schrieben die gesamte Musik zusammen in meinem eigenen Heimstudio. Naglfar war seit jeher eine sehr demokratisch handelnde Band, in der jeder beteiligte Musiker komplett in den kreativen Prozess mit eingebunden wird.“
Wir kommen noch auf den aktuellen Albumtitel, übersetzt „Der Geächtete“ beziehungsweise „Der Ausgestoßene“, zu sprechen. Interessant: „Der Titel reflektiert einfach gesagt unseren Standpunkt innerhalb der gesamten Musikszene. `Pariah` soll verdeutlichen, dass wir für uns alleine stehen, dass wir unser Ding durchziehen und dass wir uns nicht im Geringsten darum scheren, was man über uns sagt oder denkt.“
© Markus Eck, 02.07.2005
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