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Interview: MONO INC.
Titel: Direkt aus Herz und Bauch


Bereits der viel beachtete Vorgänger „Viva Hades“ konnte vortrefflich abräumen. Und nun steht mit dem neuen tollen Album „After The War“ eine weitere große Sternstunde an atmosphärisch-rockiger Unterhaltungskunst ins Haus. Der schwärmerische Stil des Hamburger Quartetts wuchs über die Jahre zu einer ebenso interessanten wie genussvollen Mischung aus vielen bewährten Bestandteilen, welche das alternative Rock-Genre kennt.

Und mit gleichermaßen emotionalen wie eingängigen Songstrukturen verfügen Mono Inc. über ein optimales Betätigungspodium für ihre ausgefeilten und raffiniert versierten Spielkünste.

Die zahlreichen Hit-Melodien auf dieser aktuellen Scheibe sind erneut und wie von der Band auch nicht anders zu erwarten so ungewöhnlich wie Schnee in der Sahara.

Und mittels eines wahrlich enormen Abwechslungs-Reichtums kann man ständig neue Feinheiten in allen Stücken auf „After The War“ wahrnehmen.

„Das neue Album schließt thematisch an den Vorgänger ,Viva Hades‘ an. Dort befanden wir uns noch mitten auf dem Schlachtfeld. Mit dem neuen Album stellt sich also nun die Frage: Was passiert danach, wofür hat es sich zu kämpfen gelohnt?“, erläutert Sänger, Bandleader und Maincomposer Martin Engler den thematischen Hintergrund zum Titel der neuen Veröffentlichung.

Bis auf den Track „My Songs Wear Black“ waren alle Songs vor Produktionsstart restlos fertig komponiert und sozusagen komplett in Form gegossen, so der Frontmann. „Es ergibt nämlich für uns keinen Sinn, teure Studiozeit zu buchen, um dann festzustellen, dass die Songs dem eigenen Anspruch nicht standhalten würden.“

Die neuen Songs für „After The War“ entstanden fast ausnahmslos während der „Viva Hades“-Tour. „Schließlich waren wir fast ununterbrochen auf Tour. So habe ich also immer wenn Zeit war, meine Akustikgitarre ausgepackt, mich mit meinem Diktafon in eine ruhige Ecke verzogen, und die die ersten Ideen gesammelt. Diese wurden dann an den Offdays zwischen den Shows näher ausgearbeitet. Mit Mono Inc. habe ich mir ohnehin den Traum erfüllt nur noch das zu machen, was zu 100 % aus meinem Herzen (textlich) und aus dem Bauch (musikalisch) kommt. Da tauchen natürlich all meine Jugend-Faves wieder auf. Und das geht noch immer von The Cure bis Metallica, von Depeche Mode bis Motörhead.“

Viele Fans der Hamburger Ausnahme-Band fragen sich immer wieder: Was genau hat der Bandname Mono Inc. eigentlich zu bedeuten?

Martin klärt all die Unwissenden gerne auf:

„Mono Inc. ist eine Ableitung von Monomanie. Das ist ein Begriff der Krankheitslehre aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und bedeutet so viel wie ,Teilwahnsinn‘. Hätten wir uns je erträumt, wohin das mit der Band mal alles führen würde, wäre wohl kompletter Wahnsinn passender gewesen. Wir sind unglaublich dankbar und stolz auf das bisher Erreichte – aber wir haben noch lange nicht genug!“

„After The War“ ist ohnehin das bisher treibendste und aufwendigste Mono Inc.-Album, so der Mann mit dem auffällig blondierten Irokesen-Schopf im Weiteren.

„Aber die Verpackung hält, was draufsteht: 100 % Mono Inc.-Sound. Wir sind uns komplett einig, wie wir klingen wollen und haben es glücklicherweise mit mittlerweile sechs Alben im Gepäck geschafft, einen eigenen Sound zu etablieren. Bislang konnten wir mit jedem Album den Erfolg des Vorgängers toppen. Das sollte natürlich dieses Mal nicht anders sein. Natürlich wächst da stetig der Druck und die Verkaufserwartung der Plattenfirma, aber hey, wir sind auch hungrig nach mehr und wollen uns bestimmt nicht verschlechtern. Grundlage hierfür ist aber immer ein gutes Album mit guten Songs. Der Fan entscheidet ja am Ende auch nicht nach Marketingbudget, sondern auch nur aus dem Bauch heraus, ob ihn die Platte kickt oder nicht. Glücklicherweise lief es aber auch für ,After The War‘ wie immer bislang bei uns ab: Ideen sammeln, Demos machen, und dann aus den 20 bis 30 verfügbaren Tracks die vielversprechendsten heraus picken.“

Und hinsichtlich Einflüssen und Inspirationen für die Lyriken der neuen Mono Inc.-Kompositionen griff Martin auf alles zu, was ihn bewegte, wie er den Lesern anschließend offenbart.

„Unterm Strich bin ich ein verkappter Romantiker, aber mit mittlerweile 40 Jahren und sechs Alben auf dem Buckel habe ich auch keine Lust, mit den Lyrics gängige Klischees zu erfüllen. Somit ist ,After The War‘ schon ein ganz schön kritisches Werk geworden, denn auch ich schaue Nachrichten und muss diesen Wahnsinn, der da täglich über meine Mattscheibe flimmert, irgendwie verarbeiten. Allerdings ist es nur meine persönliche Sichtweise und nicht der erhobene Zeigefinger. Es ist nicht mein Job, die Leute zu belehren, sondern Musik soll immer noch Unterhaltung sein. Scheiße haben die Leute doch ohnehin jeden Tag genug!“

So bezeichnet sich der Boss von Mono Inc. denn auch selbst gleich noch als richtigen „Nachrichten-Junkie“.

„Allerdings versuche ich selbst zu bestimmen, in welchem Maße ich mich davon manipulieren lasse. Die neue Single ,Arabia‘, jetzt als kostenloser Download auf Amazon.de erhältlich, behandelt zum Beispiel das Thema ,Arabischer Frühling‘. Zum dazugehörigen Videodreh sind wir also selbst nach Tunesien gereist, und haben trotz Ausgangssperre und Salafisten-Demos dort gedreht. Und wir haben im Zuge dessen viele verschiedene Menschen zu deren Meinung befragt. Da merkt man, dass die Realität nicht unbedingt in unseren heutigen Massenmedien stattfindet, sondern dass es immer mehrere Sichtweisen zu bestimmten Themen gibt.“

Was müsste der Meinung des Sängers nach auf der Erde passieren, damit all die schlimmen weltweiten Kriege aufhören? Martin konstatiert: „Unser Planet ist klasse und könnte ein wahres Paradies sein. Nur der Mensch ist eine Fehlplanung der Natur. Es würde der Erde ohne uns viel besser gehen. Leider.“

Zurück zu Mono Inc. Im Studio beziehungsweise bei den Aufnahmen zum neuen Langdreher lief es für die Gruppe laut Aussage des Frontmannes perfekt.

„Wir sind sehr dankbar, dass wir seitens des neuen Labels Rookies And Kings mit allen Möglichkeiten, sprich Geld, Zeit und Support, ausgestattet wurden, um mit ,After The War‘ das bisher hochwertigste Mono Inc.-Album abliefern zu können.“

So richtigen Frust verspürt jeder Zeitgenosse hin und wieder. Auch Martin, wie er unumwunden bekennt.

„Ich bin ja doch auch nur ein Mensch. Da geht es mir leider nicht besser als jedem anderen. Auf der anderen Seite ist Frust oder eine deprimierende Stimmung für mich auch immer der Moment, wo die besten Songs entstehen. Wenn es mir gut geht komponiere ich ja nicht, sondern feiere mit meiner Band“, entfährt es dem außergewöhnlich Talentierten herzlich lachend.



Musik an sich ist für den Hamburger Sympathikus immer ein regelrechtes Ventil, wie er sich zur gestellten Grundsatzfrage des Verfassers äußert.

„Das trifft für die meisten Musiker zu. Egal, was mich beschäftigt oder besorgt: Wenn das Intro zur Show läuft, dann kann ich komplett in diese Welt abtauchen und alles, was eben noch wichtig erschien, ist mit einem Mal total unwichtig und klein. Wenn ich auf die Bühne gehe und in all die glücklichen Gesichter schaue, dann bin extrem glücklich, dass ich lebe. Ebenso glücklich kann ich natürlich auch bei einem guten Glas Wein sein.“



© Markus Eck, 08.08.2012

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