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Interview: KING 810
Titel: Auge in Auge mit der Gefahr

Ein außergewöhnlich gewichtiger und verdammt derbe einschlagender Brocken ist ihr Debütalbum „Memoirs Of A Murderer“ geworden.

Typisch roh und brutal für King 810 aus Flint, Michigan, die sich als eine der genuinsten und schonungslosesten Metalcore-Newcomer ihrer Zeit entpuppen. Denn im Gegensatz zu vielen vollkommen imaginär angelegten Inhalten artverwandter Combos kann das hochintensive Werk als Lebensrückblende aufwühlen.

So predigen Sängerpoet David Gunn und seine Düstertypen ein zu 100 % realbezügliches Brachialevangelium des Aufbegehrens. Dass man als Metalformation einer der gefährlichsten und trostlosesten Städte des gesamten Erdballs entspringt, konditioniert eben entsprechend.

Rundum aufmunitioniert
„Das King im Bandnamen bedeutet für uns, zwischen Queen und Prince zu stehen, was wir auch sinnbildlich als sehr gute Gesellschaft erachten. 810 wiederum ist der Gebietscode des regionalen Schießvereins, für welchen wir hier ballern“, dechiffriert Bandboss David Gunn den Bandnamen seiner leidgeprüften US-Schweißtreibertruppe.

Prägende Mörderstadt
Das nicht nur von der dortigen Autoindustrie arg gebeutelte Nest namens Flint erhielt von den amerikanischen Medien die Bezeichnung „Murder City“.

Mr. Gunn wird bei dem Kontext augenblicklich nachdenklich.

„Es fühlt von Tag zu Tag unterschiedlich an, hier zu sein, den Horror an verbrecherischer Gewalt und anderen extremen Gefahren erleben zu müssen. Manchmal ist der ganze Scheiß sogar wie weggeblasen. Manchmal aber geht es so krass und lebensgefährlich ab auf den Straßen, dass sich keiner, der noch bei klarem Verstand ist, freiwillig rausgehen traut. Ich erlebe es tatsächlich aber so, dass immer, wenn ich einer bedrohlichen Situation entronnen bin, ich beim nächsten Mal deutlich gelassener damit umgehe. Das bedeutet aber beileibe nicht, dass ich immer desensibilisierter werde, mitnichten! Wer hier nicht lebt und selbst kein Teil der ganzen Ausuferungen, der kann das nur sehr schwer verstehen, denke ich. Ich sage es mal so: Eine Waffe auf der Straße lässt mein Herz nicht schneller schlagen. Ein abgefeuerter Schuss lässt mich nicht springen. Ein toter Körper ruiniert mir nicht den Tag. Eine gefährliche Situation bringt mich nicht ins Schwitzen. So wird man hier halt.“

Durchgehend andersartig
Wie der tiefgängige Fronter anschließend wissen lässt, sieht er King 810 rundum in einem Sonderstatus.

„Wir sind als Ganzes mit unserer selten abgründigen Erscheinung bestimmt wirklich nicht leicht für Außenstehende aus anderen Teilen der Welt zu erfassen. Obwohl meine Lyriken für uns ja schon eine Art Selbstverständlichkeit darstellen. Ich texte die Lieder aus erwähnter, realer Perspektive. Was könnte sich besser dafür eignen als tonnenschwerer und heftiger Metalsound? Am Ende des Tages fühle ich mich innerlich ziemlich oft einer uralten soziologischen Diskussion ausgesetzt, die ich mit mir ganz allein führen muss. Aber auch das, was wir rein musikalisch liefern, unterscheidet sich markant von dem Zeug der ganzen anderen Bands des Genres. Wir sind eben so ganz anders, so entwickelt man sich unter dem Einfluss von übermäßiger Tristesse, unsagbarer Kriminalität und dem Kapitulieren der zuständigen Ordnungsschaffenden.“

© Markus Eck, 03.08.2014

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