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Interview: INSOMNIUM
Titel: Noch eindringlicher geworden

2011 verwandelten sie sozusagen völlig unverhohlen in das Jahr des Kummers. Die Wirkung ihres hierzu gedachten Albums „One For Sorrow“ war ausufernder als je zuvor. Und der damit vollauf verdiente Erfolg dementsprechend erweitert. Davon erholt, machten sich die ausdauernden finnischen Düstervisionäre einige Monate später ans Werk für weitere Melancholikerhymnen.

Kollektiviert finden alte und neue Insomnium-Fans das gewohnt feinsinnige Melodic Death Metal-Material der vier Spitzenkönner nun auf deren neuen Langspieler „Shadows Of The Dying Sun“ vor.

Abermalig betont geschmackvoll angerichtet und reich an Ebenen ausgestaltet, überzeugt dieser sechste Albumdreher der außergewöhnlich schätzenswerten Band vor allem mit seiner monumentalen Stimmungstiefe.

„Die neue Veröffentlichung kann sich eigentlich völlig nahtlos in die bisherige Linie unserer Alben einreihen. Unser Stil wurde nicht ja nennenswert verändert. Einige neue Klangelemente fanden allerdings Einzug, da wir einen neuen Gitarristen an Bord zu uns genommen haben, der glücklicherweise auch umfangreich qualitative Songwriting-Talente aufweist. Am 31. Oktober 2011 gaben wir offiziell bekannt, dass Ville Vänni uns zu Beginn der Tour zum vorhergehenden Album verließ. Seine Rolle übernahm Markus Vanhala, den Insider auch von der Band Omnium Gatherum kennen. Er war der erste, den wir fragen wollten und sagte auch zu unserem Glück sofort zu auf unser Anliegen. Markus bewegt sich schon seit über zwei Jahren in unserem Band-Dunstkreis, doch kann man sein Spiel jetzt erstmals auf ,Shadows Of The Dying Sun‘ hören“, legt Vokalist und Bassist Niilo Sevänen dar.

„Insgesamt gesehen ist unser Klangbild dadurch abwechslungsreicher, intensiver und dynamischer geworden.“

Etwaige Reibungen oder einen Prozess der Neufindung gab es diesbezüglich nicht, so Niilo weiter, was die Zusammenarbeit angeht.

Er freut sich deutlich spürbar, und in seinem Stimmfall klingt nun Leichtigkeit durch:

„Wir kennen Markus seit Jahren. Und er kennt uns. Von daher waren und sind wir vor suboptimalen oder gar negativen Überraschungen absolut sicher. Nicht passende Ideen werden daher erst gar nicht eingebracht. Und es muss schon gar nicht deswegen herum diskutiert werden. Wir sind unsagbar froh, wie glatt das Ganze verlaufen ist.“

Alles in allem beschreibt der Mann den Sound der „Neuen“ als jeweilig eindringlicher.

„Die Heavy-Parts wurden intensiver und packender gestaltet, die besinnlichen Passagen sind emotionaler bis sanfter angelegt. Erwartungsgemäß werden einige unserer Anhänger diesen Schritt nicht mitgehen, weil ihnen diverse Stellen des Albums zu ,poppig‘ ausgefallen sind, aber das nehmen wir gern in Kauf. Uns war es dagegen sehr viel wichtiger, Kontraste zu verschärfen. Wir wollten neue Dinge auszuprobieren, die uns am und vor allem im Herzen liegen. Daher legten wir unser allergrößtes Augenmerk darauf, dass all die unterschiedlichen Ingredienzien in einem Song primär gut zusammenpassen. Ziel war es, dass sich die neuen Lieder stimmig anhören. Und das wurde so optimal als möglich von uns allen in der Band umgesetzt. Uns war die Summe sinnbildlich wichtiger als die Teile. Wir haben daher neben dem Erwähnten Wert darauf gelegt, dass die epischen Nuancen breiter werden.“


Langeweile wollte das kreative Team tunlichst vermeiden, wie der ideell unermüdliche Insomnium-Frontmann dem zuvor Gesagten noch anfügt.

„Wir haben letztlich eine unserer Einschätzung nach wirklich starke Song-Packung zusammengestellt, hinter der wir ohne zeitliche Begrenzung voll und ganz stehen. ,Shadows Of The Dying Sun‘ ist sogar dauerhaft spannend. Das, weil wir eben auch selbst den klitzekleinsten Details viel Aufmerksamkeit und unsere ganze Liebe mit größtmöglicher Hingabe widmeten.“

Neue Ideen sind das Eine, so der Sänger dazu, die anschließende Aufbereitung derselben hält er jedoch als das Andere ebenfalls für sehr relevant:

„Ich bin mir sehr sicher, dass die Leute die neue Scheibe auch 20- bis 30-mal am Stück anhören können, um dabei immer wieder neue Facetten herauszuhören. Ich bin der Meinung, dass man das als Musikgruppe auch ganz genau so machen muss, um interessant und berührend zu bleiben. Es mag für Giganten wie AC/DC etc. funktionieren, Jahr für Jahr immer aufs Neue das Gleiche zu machen, für uns allerdings kommt so etwas wirklich überhaupt nicht infrage.“

Den schöpferischen Löwenanteil an den neuen Nummern übernahm Gitarrist und Klarsänger Ville Friman.

Und Markus, der besagte Neuzugang, rangierte dabei an zweiter Stelle.

„Ich selbst war auch etwas ins Komponieren involviert, so erarbeitete ich mit Markus den knapp sechsminütigen Song ,The River‘.“ 



Und für die alles andere als oberflächlichen Songtexte des Albums zeichnet Niilo zusammen mit Ville verantwortlich, wie er noch wissen lässt.

„Da floss wie immer vorherrschend sehr Persönliches mit ein, viel aus unser beider tiefstem Seelenleben. Wir schreiben Texte über das, was uns bewegt. Wer die Lyriken aufmerksam liest, der wird das unweigerlich bemerken.“


© Markus Eck, 10.04.2014

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