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Interview: FIMBULVET
Titel: Voller Hingabe

Mit ihrem neuen tollen Musikalbum „Der Ruf in goldene Hallen“ stellen diese drei Thüringer Pagan Metal-Recken eindrucksvoll unter Beweis, dass sie eisern gewillt sind, der von ihnen bespielten Sparten-Stilistik alle nur erdenkliche epische Ehre zu machen.

Wer also so prächtige Wälder um sich herum weiß, der kann zum Glück nicht nur mental aus dem Vollen schöpfen. Und Fimbulvet widmen sich auf textlicher Ebene auch weiterhin den alten Sagen. Viel zu sagen im Interview haben auch Frontbarde und Saitenheld Stephan Gauger, Tieftöner Marco Volborth sowie Schlagwerker Falko Knoll.

„Fimbulvet bedeutet soviel wie `Ewiger Winter`. Wir kommen aus dem Thüringer Wald, wo die Pagan Metal-Szene meiner Meinung nach mit am weitesten verbreitet ist. Von hier stammen Bands wie Menhir, Odroerir, Gernotshagen oder Helritt und noch viele mehr, welche mit der Zeit einen erstaunlich hohen Stand in dieser Musikrichtung erringen konnten. Ich glaube schon auch, dass das an der thüringischen Geschichte und allgemein an den prächtigen Wäldern und Umgebungen liegt, zu denen sich hier viele hingezogen fühlen und so auch sehr viel Inspiration hegen. Fimbulvet wurde im Jahre 2003 von mir gegründet. Am Anfang war alles noch sehr stockend, gerade weil das Ganze nur eine Einmannband war. Später fand ich einige Musiker die mich tatkräftig unterstützten und zu wichtigen Teilen der Band wurden. Aber wie das eben manchmal der Fall ist, spaltet sich eine Gruppe auf, aus beruflichen Gründen und beziehungsweise oder musikalischen Differenzen. So auch bei Fimbulvet. Lange wurde nach einem geeigneten Schlagzeuger gesucht, und 2007 fanden wir mit Falko endlich jemanden, der uns auch längerfristig mit seinen Fähigkeiten beisteht. Allerdings sind wir schon auch noch auf der Suche, nämlich nach einem zweiten Gitarristen. Aber dieser Tage sind wir natürlich trotzdem froh in der aktuellen Besetzung am Werk zu sein“, legt Stephan zum Gesprächsbeginn dar.

Auf das Heidentum ist er durch einen guten Freund gekommen, so der Sänger.

„Bei mir ist es eigentlich eine einfache Geschichte. Schon zur frühen Zeit traf ich meinen heute sehr guten Kumpel Danny Rubner, mit dem ich auch die ersten musikalischen Versuche unternahm. Er zeigte mir sehr viele Sachen und gab mir, so will ich meinen, das Heidentum gut zu verstehen. So nahm es seinen Lauf, dass ich anfing mich sehr dafür zu interessieren.“

Jetzt schaltet sich Trommelkerl Falko zum Thema ein.

„Schon als ich jung war, interessierte ich mich sehr für Naturreligionen. Und so kam es, dass ich mich in meiner Freizeit eben verstärkt mit der germanischen Mythologie und dem Asatru-Glauben beschäftigte. Da dies auch einige Freunde von mir taten und auch die erste Band in der ich spielte etwas von dem verarbeitete, vertiefte sich dies alles mit der Zeit in mir. Als ich nach und nach viele Zusammenhänge mit meinen Interessen fand und an mir merkte, dass ich mich speziell mit dem neuheidnischem Asatru-Glauben gut identifizieren kann, wurde dies also mein hauptsächliches Interessengebiet.“

Auch Bassist Marco interessierte sich schon in früher Jugend für das Heidentum, wie er recht offenherzig bekennt. „Ich fing an heidnischen Metal zu hören und wollte mehr über diese Religionen, Mythen und Bräuche erfahren. Im Laufe der Zeit erfuhr ich über Freunde und andere immer mehr zu diesem Kontext. Ich fing an Sonnenwenden zu feiern und so entwickelte sich das im Laufe der Zeit immer weiter.“

Dann will ich von dem Trio auch wissen, wie sie ihre persönlichen heidnischen Leidenschaften tagtäglich so ausleben. Falko hierzu:

„Dass wir sie täglich ausleben, kann man so nicht sagen. Doch versuche ich schon manchmal atmosphärisch in etwa diese Richtung zu gehen. Beispielsweise mit Besuchen auf einigen Mittelaltermärkten und hin und wieder eben dem Verfassen von Texten, ob Liedgut oder Skaldendichtung.“

Der Drummer ergänzt: „Ich persönlich finde es gängig, im Sommer oft bei Lagerfeuern und kleinen Feiern in der Natur dabei zu sein. Gerade dazu müsste man schon mal die Kreativschmiede Rohr nennen, die eben öfter mal so etwas veranstalten. Gerade das Riedfest, bei dem ich soweit ich kann auch meinen Beitrag leiste, ist hierzu zu nennen.“

Jetzt meldet sich Stephan wieder zu Wort. „Wenn es die Zeit erlaubt, bin ich sehr gerne in der Natur und genieße einfach nur die Ruhe die sie mir gibt. Und wie ich dir bei der ersten Frage schon sagte – mir gibt das Ganze eine gewisse Inspiration, und vor allem kann ich so dem normalen Alltag entfliehen und alles hinter mir lassen.“

Anschließend sprechen wir über den Verlauf der Kooperation der Musiker innerhalb der Band nach dem letzten Vollalbum-Werk „Ewiger Winter“ bis jetzt. Stephan geht dazu gerne ins Detail.

„Natürlich waren wir sehr stolz auf das was wir schufen. Nach der Erscheinung dieses Debüts kamen ein paar Auftritte. Allerdings zu wenige um so richtig mit diesem Album auftrumpfen zu können, da wir in dieser Zeit einen häufigen Musikerwechsel hatten und dadurch mehr Zeit im Proberaum verbrachten als auf der Bühne. Das war zugleich eine sehr schwere Zeit für Marco und mich, da man schon mal die Kraft verlieren kann, wenn immer wieder der nötige Antrieb, sprich Schlagzeuger, fehlt. Natürlich konnten wir diese Zeit auch sehr gut nutzen um neues Material auf die Beine zu stellen, und so auch einen höheren Status an Fertig- und Fähigkeiten zu erreichen. Ich denke, das hat uns geprägt und auch etwas mehr zusammengeschweißt. Später, als Falko dazu kam, wurden sofort viele Gemeinsamkeiten festgestellt und so kam auch schnell ein guter Draht zu ihm zustande.“

Ich expliziere meine Fragen zur neuen Veröffentlichung „Der Ruf in goldene Hallen“ und spiele im Zuge dessen gleich mal auf die sehr gut darauf hörbare Menhir-Schiene mit tollen Klargesängen an.

Tieftöner Marco erklärt, wie dieser qualitative „Quantensprung“ zustande kam.

„Wie Stephan schon sagte, haben wir alle viel Zeit im Proberaum verbracht – und da immer wieder an den Liedern und unseren Fertigkeiten gefeilt. Im Vergleich zum Debütalbum wollten wir etwas Besonderes schaffen, was uns meiner Meinung nach auch gelungen ist. Die Aufnahmen sind auch in höherer Qualität produziert, was natürlich auch den Sound brachialer macht. Ich denke das macht schon so einiges aus. Man lernt als Musiker natürlich im Laufe der Zeit auch viel mehr dazu und weiß, wie man vorzugehen hat, um eine gute Produktion zu machen, sodass wir aktuell sehr zufrieden sind und die Hörer auch ihren Spaß an der neuen Platte haben.“

Wie Stephan im Weiteren verkündet, ist das musikalische Ziel von Fimbulvet ziemlich leicht zu umschreiben. „Wir wollen gut hörbare Musik zu machen – was eigentlich schon erreicht wäre –, die vielleicht auch Außenstehenden gefällt, beziehungsweise die sie etwas neugierig auf das macht, was wir mit unserer Musik vertreten. Wenn wir dieses erreichen, dass wir auf diese Weise andere Menschen dazu bewegen können, auch hinter die Fassade zu blicken und über unsere Herkunft und die Wurzeln der alten Wege nachzudenken, ist viel erreicht. Natürlich sehen wir es auch als Ziel an, dass wir die Leute einfach nur zum Feiern und Toben bringen [lacht], aber man sollte dabei nicht den Sinn der ganzen Sache vergessen.“

Für die Aufnahmen der neuen Lieder hat die Band vier Wochen gebraucht, so Stephan. „So wie bei allen vorherigen Alben übrigens auch. Aufgenommen wurde meist nur am Wochenende. Es hat wie immer sehr viel Spaß gemacht. Um ehrlich zu sein, freuen wir uns stets aufs Neue auf diese Zeit. Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit der neuen Platte. Sehr gut dabei ist natürlich in erster Linie, dass wirklich jedes Bandmitglied seine Ideen einbringen konnte und diese auch meist Beachtung fanden. Es ist auf jeden Fall eine Steigerung zum letzten Album zu erkennen, und das sowohl spielerisch, gesangstechnisch und auch musikalisch.“

Trotzdem, gut Ding will Weile haben, da sind wir uns einig. Stephan knüpft an:

„Teilweise habe ich versucht im Songwriting eigene Gedanken zu verarbeiten. Wie zum Beispiel in dem Song "Helias Bann", welcher meiner Meinung nach der Ausdrucksstärkste von allen ist. Im tieferen Sinne berichten wir dort von Taten und Geschehen, die einem immer in Erinnerung bleiben – und man daher stets versuchen sollte, aus allem etwas Gutes hervorzubringen. Und wenn Schmerzhaftes empfunden wird, man nicht der Trauer verfallen muss, sondern sich lieber an die schönen Zeiten besinnen soll, denn diese sind es die uns aufrechterhalten.“

Er spricht weiter: „In Liedern wie "Heidenherz" beziehungsweise "Schwert aus Stein" soll der Hörer, wie schon erwähnt, dazu angeregt werden, über Herkunft und sein Tun nachzudenken. Natürlich gehört zum Pagan Metal die Naturverbundenheit dazu, welche auch eine große Rolle bei unserem neuen Album spielt. Siehe das Stück "Klang des Waldes". Denn wie oft sieht und hört man leider, wie schlecht ausgeprägt doch die Naturverbundenheit der meisten Schwermetaller in Wirklichkeit ist. Immer noch wird viel zu unbewusst schlecht mit der Natur umgegangen und immer noch wird zu selten darüber gesprochen. Und wenn man schon nicht darüber redet, sollte doch wenigstens mal nachgedacht werden, was man selbst tut.“ Gut gesprochen!

Anschließend meldet sich Stockschwinger Falko zum Thema musikalische Einflüsse. „Da ich beispielsweise Turisas, Ensiferum oder auch Odroerir sehr gut finde, betrachte ich das neue Album von uns als eine gute Mischung aus vielen Bereichen. Klarer sowie extremer Gesang ist drauf, härtere sowie melodische Passagen und auch hin und wieder etwas Hymnisches vereint – meines Erachtens nach von allem ein bisschen eben.“

Marco fügt dem an: „Ich zum Beispiel höre auch mal gerne Thrash Metal – oder melodischen Black Metal, und ich denke daher, dass man von der Musik, die man hört, auf jeden Fall in irgend einer Weise beeinflusst wird.“

Der gute Falko bringt sich erneut mit ein. „Dadurch, dass es bei uns schon Texte mit germanisch-mythologischem Hintergrund sind, muss man erwähnen, dass es durchaus nicht nur einfache Kritzeleien sind. Ich unterstütze den Inhalt der Lieder sehr und Stephan dachte sich schon Einiges beim Verfassen der neuen Lyriken.“

Und Falko für seinen Teil würde laut eigener Aussage eben sehr gerne erreichen, so gute Musik zu machen, dass die Leute sich auch für das interessieren, was dahinter steht und sich im Zuge dessen eventuell etwas mehr Zeit für den jeweiligen lyrischen Inhalt nehmen.

„Somit wecken wir vielleicht auch bei Menschen das Interesse, die sich bis dahin eher weniger für solcherlei textliche Inhalte interessierten.“

Ich hänge angeregt gleich noch einige Anmerkungen zu kommenden Bühnen-Aktivitäten mit an. Stephan blickt voller Zuversicht in die Live-Zukunft. „Bei Fimbulvet sieht es 2008 schon sehr gut aus mit Auftritten. In erster Linie muss man erwähnen, dass wir die Riger-Varg-Tour begleiten, welche jeweilig am 29.02.2008 in Coburg und 01.03.2008 in Erfurt beginnen wird. Im Weiteren nehmen wir auch hier in unserer Heimatstadt die Zügel fest in die Hand. Am 16.02.2008 starten wir beispielsweise erstmalig das "Winters Oath"-Festival in Schmalkalden in der Villa K. Ansonsten kann man unter unseren Kontaktadressen www.fimbulvet.com und www.myspace.com/fimbulvet nach weiteren Auftritten schauen. Insgesamt kann ich getrost sagen, dass meine persönlichen Erwartungen bei weitem schon überstiegen sind: Eine Tour mit Riger und Varg steht an, wir haben ein neues Studioalbum als Digipak-Edition am Start. Allein diese Tatsachen hätte ich mir wahrlich nicht erträumen lassen.“

© Markus Eck, 31.03.2008

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