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Interview: ENTHRONED
Titel: Besessene Schwarzkünstler

Diese unheilige belgische Dunkelhorde sollte eigentlich jedem qualitätsfixierten Höllenbanger seit längerer Zeit ein geläufiger Begriff sein. 1993 wurde die Band aus immens religionsverabscheuenden Beweggründen heraus formiert.

Und bald darauf erhaben aus dem blasphemischen Taufbecken herausgehoben, stellte schon gleich ihre vollkommen überzeugende 1996er Debütalbumorgie „Prophecies Of Pagan Fire” eines ganz unmißverständlich klar: Diese hochboshafte Teufelstruppe war von satanischen Mächten beseelt, welche Enthroned auch noch heute ein überlegenes Maximum an bitterböser Kreativität ermöglichen.

Und siehe, so geschah es: Über die nachfolgenden Jahre veröffentlichten die hasserfüllten Belgier trotz niederschmetternder band-interner Rückschläge (1997 Suizid ihres damaligen Drummers und Gründungsmitglieds Cernunnos durch Erhängen) einen restlos begeisternden Black Metal-Release nach dem anderen.

Und es konnte sie überkommen, was wollte: Frontschreier und Tieftöner Lord Sabathan Occulta führte seine brutale Satanshorde unerschrocken und mit diabolischer Überlegenheit durch alle erdenklichen Widrigkeiten, welche sich in den eingeschlagenen Weg des Bösen stellten.

Nun, endlich, erscheint das neue Albumritual „Carnage In Worlds Beyond“: Ein wahrlich adliges Schwarzstahlmanifest von majestätischer Vehemenz, atemberaubender kompositorischer Brillanz und mitreißender, ja geradezu verführerischer Christlichkeitsabscheu.

„Das neue Album wurde dieses Mal in den Spiderhouse Studios von Harris Johns produziert. Wir hatten die bisher beste Studiozeit unserer Karriere dort. Die Stimmung war sehr relaxed und Harris war genau der Soundmann, nach dem wir so lange vergeblich gesucht hatten. Es ist zudem das erste Mal, daß wir wirklich zu 100 % mit einer unserer Produktionen zufrieden sind, was schon einiges heißen will“, freut sich Enthroned-Saitensadist Nornagest.

Der Gitarrist resümiert in Hinsicht auf den vor nicht allzu langer Zeit vollzogenen Labelwechsel:

„Wenn deine mit viel Hingabe gespielte Musik in den Händen von Menschen ist, welche deine Message und deine Seelenebene nicht mal ansatzweise verstehen, ist eine dauerhafte Kooperation einfach beim besten Willen nicht möglich. Was dann natürlich auch an der internen Bandchemie nagt. Einige Mitglieder verloren so einiges ihrer anfänglichen Hingabe und verließen uns beziehungsweise mussten uns verlassen. Wie man sich leicht vorstellen kann, ist dies nicht gerade der allerbeste Weg, um dein bestes Material zu kreieren.“

Vollkommen verständlich, aber umso schöner zu erfahren, daß nun mit den beiden neuen Mitstreitern, Gitarrenschleifer Nerath Daemon und Trommelraser Alsvid wieder frisches dunkles Blut in die Schlagadern der Band gepumpt wird. Nornagest:

„Diese beiden Wahnsinnigen sind genau wie ich und Sabathan von satanischem Metal vollkommen besessen. Endlich haben wir wieder dieses ganz spezielle Feeling in der Band, welches wir leider nach `Regie Sathanas` oder sogar schon nach dem zweiten, 1997er Album `Towards The Skullthrone Of Satan` verloren hatten. `Carnage In Worlds Beyond` ist da, und nun erfolgt die neue Niederkunft von Enthroned; man könnte auch sagen: `Die richtigen Enthroned sind endlich wieder zurück`!“

Einer, der gehen mußte, war Namroth Blackthorn.

„Weil er mit der Zeit ein Problem mit unserer Attitüde entwickelte. Und weil wir keine verdammten Möchtegern-Rockstars bei Enthroned akzeptieren. Wir sind nun mal in erster Linie ausführende Metalheads in Diensten Satans, mit jeder anderen Einstellung kommt bei uns keiner weit!“

Blackthorn scheint der Rauswurf nicht gerade das Lebensglück weggenommen zu haben:

„Eigentlich für uns alle nicht recht vorstellbar, aber der Kerl ist vollkommen ausgewimpt und hört nun Pop Top 50 Musik.” (...) Synthetische Drogen im Spiel? Egal, der einzig richtige, der satanische Spirit ist jetzt jedenfalls in den Proberaum und die Herzen der Band zurückgekehrt, wie der unheimlich maskierte Axeman berichtet. „Ich hoffe doch sehr, alles bleibt so, wie es nun ist. Niemals zuvor fühlten wir uns als eine solch festverschweißte und solide Einheit von hochidealistischen Musikern, was auf dem neuen Album auch ganz deutlich zu hören ist. Wir sind fest entschlossen, in die selbe Richtung zu gehen und unsere Ideen ergänzen sich deshalb auch in Perfektion. Wir sind wieder das, was ich unter einer Band verstehe.“

Nach Evil Omen (nicht mehr existentes Sublabel von Osmose Records) und Blackend Records ist die nietenbespickte Hasshorde nun bei den Österreichern Napalm Records gelandet und Nornagest ist mit dieser Entwicklung der Dinge sehr zufrieden:

„Wir wollten eine Firma, welche uns den Platz bei ihnen einräumt, den wir auch verdienen. Entsprechende Promotion, um möglichst erfolgreiche und gut konditionierte Touren zu spielen, um so vielen Schwarzmetallern wie nur möglich in die Ärsche zu treten. So suchten wir nach einem Label, welches genau das wieder gutmachen sollte, was die anderen Firmen in zehn Jahren Bandexistenz bei uns verbockt haben. Unter dieser Vorraussetzung sind wir dann zu Napalm Records gestoßen.“

Obwohl er auch nicht alle dortig unter Vertrag stehenden Künstler verehrt, blickt Nornagest doch recht verheißungsvoll in die gemeinsame Zukunft.

„Ihre ganzen Gothic Metal-Bands sind nicht so das meine, aber ich mag Abigor, Diabolicum, Nastrond und Summoning sehr gerne. Napalm haben uns bis jetzt wirklich exzellent behandelt, und alles was wir verlangten, wurde auch erfüllt. Sie sind wirklich sehr professionell. Schließlich haben ja wir nicht bei Napalm unterzeichnet, weil wir ihre Bands so sehr mögen. Sondern weil wir von ihrer Arbeitsweise überzeugt sind. Nur das ist es, was für uns zählt.“

Das hört sich ja nach einer rundherum gelungenen Aktion an. Und wer wünscht ihnen nach all den erlittenen Fehl- und Rückschlägen sowieso nicht das Allerbeste?

Enthroned, die beständigen talentierten Schwarzkittel, stammen aus der belgischen Stadt Namur. Nornagest fühlt sich trotz einer gewissen metallisch defizitären Musikszene ganz wohl dort.

„Bei uns in Namur existiert keine richtige Metalszene, so wie wir sie uns vorstellen. Aber wir leben hier trotzdem sehr gerne, da haben wir wenigstens unsere Ruhe zum Arbeiten mit der Band. Und obwohl hier recht wenig in dieser Richtung geht, tauchen in Belgien immer mehr und auch immer bessere Metal-Bands auf, wie z.B. From Beyond, eine gute Thrash Metal- Band aus Luttich. Dann fallen mir noch Emptiness (Nerath Daemons andere Band) ein, die Old School Death Metal spielen, wie er auch von den Amis Incantation gemacht wird. Oder Magellent Dream, welche wirklich großartigen Heavy Metal im Stile von Iron Maiden und Agent Steel kreieren. Dann haben wir noch Mystica, Iconoclasm, Infernal Legion, Hybrid Veisceri und Aborted, welche mir allesamt sehr gut zu gefallen wissen. Aber auch mein Nebenprojekt The Beast (á la Beherit/ Blasphemy/ Sarcofago) läßt sich ganz gut an.“

Was viele Fans bestimmt schon seit langem interessiert, ist die Bedeutung des Bandnamens.

Nornagest bringt deswegen Dunkel ins Licht:

„Die Bedeutung des Namens `Enthroned` stellt für uns die Inthronisation Satans dar auf unserem Planeten dar – die Erde ist demnach sein Thron, auf dem er machtvoll regiert.“ Interessant. Doch wir erfahren noch wichtigeres: „Wir, Enthroned, sind sein Mund und seine Faust. Unsere Instrumente sind sein machtvoller Gesang und unsere Songtexte seine Botschaften, wiedergegeben durch unsere Kehlen!“

Diese Songtexte beinhalten auch dieses Mal wieder pure und unverfälschte Blasphemie, satanische Ergebenheitsbekenntnisse und noch so einiges mehr in dieser Richtung:

„Unsere Lyrics drehen sich auch auf `Carnage In Worlds Beyond` um Satanismus in seiner Reinkultur. Auf diesem Album findet man das Wirken Satans, von uns beschrieben während allen Zeitaltern der Menschheit. So beispielsweise 1666 in Versailles, Frankreich, oder im Geiste derer, welche hinter dir gehen, in deinen eigenen Perversionen und Phantasien etc.“

Mehr will er darüber jedoch noch nicht verlauten lassen:

„Unserer Meinung nach sollen die Fans und die Hörer selbst entdecken, was wir ihnen mitteilen möchten und unsere Songtexte möglichst individuell interpretieren. Sie sollen damit ihre imaginative Vorstellungskraft größtmöglich anregen. Und darüber hinaus auch so viel als möglich über unsere Lyrics nachdenken und evtl. hilfreiche und entscheidungsförderliche Parallelen zu ihren jeweiligen Lebenssituationen herstellen.“

Das hat er schön formuliert. Doch nicht nur das. Denn während die neuen Texte ausschließlich von ihm und Sabathan verfaßt wurden, komponierten Enthroned ihre aktuellen Black Metal-Brecher in trauter Gemeinsamkeit:

„Nerath Daemon und Sabathan, aber auch ich selbst steuerten jeweils wichtige Impulse zum Songwriting bei. Eine richtig konstruktive Zusammenarbeit also. Gerade, weil ich die ganzen letzten drei Enthroned-Alben im Alleingang komponieren mußte (die anderen damaligen Bandmitglieder mochten Sabathans Art zu komponieren nicht, oder waren selbst zu faul), bin ich diesmal riesig froh gewesen, wie alles lief. Auf dem Album `Armoured Bestial Hell` übernahm Namroth Blackthorn einen Teil des Songschreibprozesses, aber seine Drum-Parts vermiesten das ganze Album. Deswegen bin ich glücklich, Bandmitglieder gefunden zu haben, die genau wie ich komponieren.“

Und genau so soll es sein. Wie auch die überaus selbstbewußte Optik der Band in Nieten, Ketten und dämonischem Corpsepaint.

Die wird sich laut Nornagest niemals ändern. Das haben zwar schon sehr, sehr viele Wendehälse der Branche lauthals und vor allem selbstdarstellerisch verkündet, doch ihm glaube ich dies aufs Wort.

„Es stellt das dar, was wir sind: Willensstarke satanische Metaller bis ins Innerste. Nichts, aber auch rein gar nichts wird unsere innere Einstellung jemals ändern können. Wir starteten damals mit Nieten, Leder und höllischem Image. Und so werden wir dann einst auch in unseren Stiefeln, in unseren nietenübersäten Lederjacken, unseren vergammelten Jeans, mit unseren Nagelarmbändern und dem verdammten Corpsepaint sterben. Mögen die Leute es bewundern oder verdammen, wir sind nun mal Enthroned und wir werden immer so bleiben wie wir sind!“

Wird das seiner Ansicht nach auch das Christentum bleiben? Man erfährt:

„Der ständig fortschreitende Machtverfall der Christen ist für mich nur eine reine Zeitfrage. Die letzten Jahrzehnte hatten die wirklich nicht gerade einen Machtzuwachs zu verzeichnen, und gegenteilig wird es auch weiter vorangehen. Wir werden gerne dabei zusehen, wie es mit der unlauteren Wirtschaftsinstitution Kirche immer weiter bergab geht.“

Man möchte den Teufelsbraten ja glatt schon mal ein Fernglas reichen.

Inspirationen für ihre gotteslästerlichen Kreationen holen sich die belgischen Dunkelknechte laut Aussage meines Gesprächspartners aus „okkulten Erfahrungen, Drogen, Sex, Perversionen und vor allem Metal. Aber auch aus klassischer Musik und Ambient-Sounds.“

Und über die Jahre hinterließen auch so einige Kapellen ihre Spuren in den Geistern von Enthroned. Nornagest nennt sie stolz, und wir stoßen auf recht bekannte Acts:

„Iron Maiden, Judas Priest, Sodom, Kreator, Destruction, Slayer, Beherit, Iron Angel, Sarcofago, (old) Mayhem, (old) Impaled Nazarene, Bathory, Venom, Morbid Angel, Necrovore, Archgoat, Treblinka, Grothesque und Asphyx.” Live will die Band bald eine vernichtende Attacke reiten. „Jetzt steht erst mal das Skeleton Bash-Festival in Österreich an. Danach geht’s für uns weiter nach London, um dort unsere Release-Party für `Carnage In Worlds Beyond` am 21. September entsprechend ausgelassen zu feiern, welche am fünften Oktober in unserer Heimat zwischen Gent und Antwerpen weiterläuft. Für mehr entsprechende Infos checkt unsere Homepage (www.enthroned.de). Haltet die schwarze Black Metal-Flagge hoch in den Sturm!“

© Markus Eck, 25.07.2002

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