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Interview: EISBRECHER
Titel: Ganz im Dienste der Verausgabung

Das Jahr 2012 markierte definitiv ein ganz besonderes für diese Band. Es bot den beliebten Münchner Electro Rockern um Vokalist Alexander „Alexx“ Wesselsky nämlich die bislang breiteste Vielzahl an Verwirklichungs- und Repräsentationsmöglichkeiten.

Basierend auf einem wichtigen Labelwechsel zu einem der größten Plattenlabels weltweit und der damit verbundenen Veröffentlichung des fünften Langspielers „Die Hölle muss warten“ gab es für die Eisbrecher-Mannschaft in den zwölf Monaten durchgehend wahrlich alle Hände voll zu tun. Vor allem anhaltende Konzert-Tourneen hielten die Beteiligten so mächtig auf Trab, dass für Privatleben fast keine Zeit blieb.

„Mittlerweile sind wir alle ziemlich urlaubsreif“, scherzt Lead-Gitarrist Jochen „Noel Pix“ Seibert, „es war schon sehr viel los in den letzten zwölf Monaten. Gerade die frisch absolvierte Herbsttour hat nochmals amtlich an unseren Kräften gezehrt. Wir arbeiten ja auch alle in der Band noch nebenher etwas, was das Ganze zusätzlich zeitlich oft verdammt eng macht. Wir gönnen uns derzeit jedoch eine kleine verdiente Verschnaufpause und hoffen doch sehr, dass wir uns dabei ein wenig regenerieren können. Denn danach geht es gleich munter weiter mit Eisbrecher, damit wir auch 2013 möglichst stark am Start sind. Uns ist es aber ohnehin letztlich am allerliebsten, dauernd derart vollbeschäftigt zu sein, bevor wir nicht wüssten, was wir überhaupt tun sollten.“



Wie der Bayer weiter zu berichten weiß, konnten ihn vor allem die Briten Muse mit ihrem Album „The 2Law“ nachhaltig begeistern.

„Alexx mag die auch sehr. Unglaublich, wie gut Muse es anhaltend verstehen, ihre ganz eigene anspruchsvolle Musikalität mit Kommerzialität zu verbinden. Oft sind die Lieder dermaßen ausgefuchst, dass ich selbst als Musiker ins Staunen gerate und mich frage, wie die Beteiligten das wohl hinbekommen haben mögen. Wirklich höchst anspruchsvoll, was die machen, aber dennoch sind ihre Songs einfach nur noch geil. Muse haben auch mit ,The 2Law‘ gezeigt, dass sie ein Gesamtkunstwerk darstellen. Das schaffen nur noch sehr wenige Bands aus diesem Bereich. Man höre nur den Song ,Madness‘, mitsamt dem wunderbaren Gitarrensolo, einfach fantastisch! Explizit haben Muse auf der Scheibe sowieso die guten alten Queen wieder hoch aufleben lassen, was ich nur begrüßen kann. Denn für mich ist die grandiose Musik von Queen bis heute ohnehin ungeschlagen. Ich liebe diese Band von ganzem Herzen. Muse scheint es ebenso zu gehen. Und es freut mich immer wieder, wenn derlei Gruppen es dann auch noch an die Spitze schaffen. Für mich persönlich ist das schon Geniearbeit, was dabei geleistet wird.“


Im Weiteren nennt Pix seine anderen Favoriten für 2012: „Klayton alias Celldweller aus den USA, der mit ,Wish Upon A Blackstar‘ eine Scheibe veröffentlichte, die eine Art Industrial-Mischmasch bietet, ziemlich rockig, in Deutschland leider aber eher weniger bekannt. Ziemlich inspirierend für Eisbrecher noch dazu. Sehr oft gehört habe ich auch das Album ,Hold On Liberty‘ von den deutschen Progressive Rockern The Intersphere. Eine richtige Hammerband, zudem mit Wahnsinnssänger, der ich den Durchbruch inniglich wünsche! Und Kosheen aus England hatten mit ,Independence‘ eine tolle Pop-Wave-Dance-Scheibe veröffentlicht, die aber leider ziemlich unterging. Obwohl ,Independence‘ meiner Meinung nach nicht so gut ist die letzten Platten, höre ich das Album dennoch sehr gerne. Bei der Gelegenheit möchte ich noch sehr gerne Rupert Parkes alias Photek erwähnen beziehungsweise seine Veröffentlichung ,Ku:Palm‘, ebenfalls aus Großbritannien, die ich mir ebenfalls in letzter Zeit richtig oft anhörte. Er macht mittlerweile zwar keinen reinen Drum’n’Bass mehr, ist wohl jetzt eher was für echte Synth-Freaks, aber ich mag die Musik schon allein aus reinen Nostalgiegründen. Jedes Mal beispielsweise, wenn ich mit dem Auto fahre, ertönt ,Ku:Palm‘.“

Der vielversprechendste Newcomer war für ihn in 2012 ganz klar Darkhaus, so der bajuwarische Lead-Gitarrist.

„Die Band ist von einem Komponisten- und Songwriterkollegen namens Rupert Keplinger, ein sehr begabter Gitarrist, mit dem ich auch Songs für Eisbrecher schreibe. Er hat sich auch als Live-Klampfer bei Pro-Pain sowie bei Stephan Weidner alias Der W verdient gemacht. Darkhaus, deren Musik stark in die Gothic Rock-Richtung geht, kennt eigentlich noch keiner da draußen, was sich aber schon bald gravierend ändern wird. Ich erhielt die neuen Darkhaus-Songs ganz frisch von Rupert, und bin total begeistert davon. Diese Band mitsamt ihrem wirklich geilen Sänger wird garantiert sehr groß werden, davon bin ich vollauf überzeugt.“


Dann wirft seine Stirn auf einmal urplötzlich tiefe Falten und die Miene verfinstert sich - denn schier den letzten Nerv haben ihm PSY mit ihrem Song „Gangnam Style“ geraubt. Besagter K-Pop-Song beziehungsweise der Clip des südkoreanischen Rappers Psy brach mittels Youtube binnen kürzester Zeit sämtliche, wenn auch überwiegend zweifelhafte Rekorde und schoss zeitgleich an die Spitzen vieler Charts. Am 24. November des Jahres erreichte „Gangnam Style“ sage und schreibe 800 Millionen Klicks und stellt damit das bislang meist geklickte Video in der Geschichte YouTubes überhaupt dar. Pix teilt die Hysterie nicht im Geringsten:

„Ein enorm lästiger Hype, der sämtliche Radio- und Fernsehprogramme wie verrückt gemacht hat. Es nervt mich schon ziemlich extrem“, aber, wie der Griffbrettschrubber dann grinsend abwinkt, „mir soll es letztlich egal sein, die Leute haben einen Risenspaß damit und der sei ihnen ja auch allen herzlich vergönnt!“

Ebenfalls verdammt viel Spaß hatte der gute Pix selbst, wie er sich freudig grinsend zurückerinnert, als er das belgische Novarock-Festival besuchte.

„Ganz besonders die ebenfalls belgischen Rocker von Triggerfinger haben es mir dort angetan gehabt. Ich kannte die Band allenfalls vom Namen her, aber die haben mich echt riesig positiv überrascht. Ziemlich witzig finde ich es ja dabei in dem Zusammenhang, dass ich bei ihrem Auftritt eher zufällig vorbei geschlendert bin, um dann vollkommen von den Socken zu sein. Ein heftig cooler Gig, den ich da erleben durfte.“


Apropos, Live-Gigs, über die umfassend erfreulichen Auftritte zum Jahresende mit den weltberühmten Rock-Giganten Scorpions und Motörhead freut sich der kreative Dauer-Kompagnon von Alexx zum Interviewzeitpunkt wirklich über alle Maßen, wie er verkündet „Das ist natürlich zweimal als eine riesige Ehre für uns zu sehen, bei solchen großen Bands als Vorgruppe agieren zu dürfen. Mir bedeutet das unsagbar viel, und bei Alexx verhält es sich da ganz genauso.“

Mit ihrem aktuellen Album „Die Hölle muss warten“ konnte die beliebten Münchner Electro Rocker um Vokalist, Freigeist und Populärfigur Alexander „Alexx“ Wesselsky endlich so richtig zum großen Schlag ausholen. Möglich wurde letzteres primär eben durch eines der weltweit größten Majorlabels im Rücken. Auch stilistisch zeigt sich der bajuwarische Eisbrecher auf dieser Veröffentlichung gewandelt, denn der künstlerische Kurs führte ein wenig weg von elektronisch unterlegten Routen.

Die bei weitem überwiegende Mehrzahl der Fans freute sich darüber, diverse weit vorne liegende Chart-Notierungen und stets volle bis überfüllte Konzerthallen waren die Folge. Veröffentlicht wurde das runde pralle Stück Riesenerfolg bekanntlich Anfang des letzten Jahres, und schwuppdiwupp, da kam doch tatsächlich im Spätsommer 2012 auch schon eine Neuauflage auf den Markt: „Die Hölle muss warten – Miststück Edition“!

Gitarrist und Songwriter Noel Pix winkt erstmal ganz gelassen ab, was den nachträglichen Glückwunsch des Autoren zu Platz drei des erreichten Chart-Einstiegs 2012 anbelangt.

„Diese Einstiegs-Platzierungen sagen ja heutzutage lange nicht mehr soviel aus, wie es in früheren Zeiten noch der Fall war. Da reichen nicht selten schon einige Tausend verkaufter Tonträger aus, und ebenso schnell fliegt man da dann auch wieder raus. Viel wichtiger ist es letztlich, wie lange man als Band mit einer Veröffentlichung dann auch in diesen Listen bleibt. Wir waren mit ,Die Hölle muss warten‘ glücklicherweise ganze drei Monate in den Charts mit dabei. Insgesamt sind wir also sehr zufrieden, und Luft nach oben bleibt da ja auch noch.“ [lacht]

Ebenso schnell wie gezielt geht der Dialog danach über zur veröffentlichten Re-Edition. Eisbrecher-Ausverkauf? Fan-Abzocke? Schamloser Cash-In? Fragen über Fragen, denen sich Notenmeister Pix merklich entspannt stellt.

„Wir zählen natürlich nicht zu dieser Sorte von Bands, also solchen, die eine ,Winter Edition‘ oder ,Tour Edition‘ oder ähnliches von einem Album machen. Doch unsere Limited DeLuxe-Edition von ,Die Hölle muss warten‘, also diejenige im Digipak-Format mit der DVD dabei, war mittlerweile tatsächlich ausgelaufen, also vergriffen. Daher entschlossen wir uns dazu, eine neue, weitere angereicherte Variante auf den Markt zu bringen, die ,Miststück Edition‘. Draufgepackt haben wir zu den regulären Songs der DeLuxe-Ausgabe auch neue Tracks. Und zwar ,Miststück 2012‘, den Megaherz-Klassiker und Eisbrecher-Live-Favorit zum allerersten Mal von uns selbst eingespielt, sowie die gänzlich neuen Nummern ,Metall‘, ,Wenn Zeit die Wunden heilt‘ und ,Zu leben‘. Diese Stücke stellen beileibe kein ,altes Zeug‘ dar, welches mal eben pflichtschuldig so hingehauen, sondern das Bemühen, ganz frisches und ganz neues Material an den Start zu bringen.“



Für die ehrfürchtige Hymne an die holde Weiblichkeit, „Miststück“, wurde sogar besonders viel Mühe aufgewendet, so der Saitenreißer ergänzend. „Dazu wurde nämlich sogar extra ein spezieller Videoclip gedreht, der bereits überall läuft. Im aktuellen Fall heißt das Stück ,Miststück 2012‘. Dieses Lied haben Alexx und ich damals geschrieben. Wir spielen es seit so einigen Jahren immer und immer wieder allzu gerne live. Jetzt war es höchste Zeit, ,Miststück‘ auch auf eine Eisbrecher-Scheibe zu packen. Zudem wurde der Track jetzt endlich auch mal so fett und satt produziert, wie ich es zeitgemäß gerne habe.“

Additional bekommen die Käufer auf der „Die Hölle muss warten – Miststück Edition“ ja auch eine sehr lange Tour-Doku auf Bonus-DVD zu sehen, so Pix. „Diese dauert über 40 Minuten, und verwendet wurden dafür Aufnahmen, die in der Dauer eines ganzen Jahres entstanden sind. Es werden dabei sogar seltene Einblicke in ,Eisbrecher Privat‘ gewährt. Unsere Fans werden es garantiert sehr gut finden. Und dann schoben wir auf diese DVD neben fünf Live-Tracks vom Amphi Festival 2012 die Videoclips zu den Songs ,Verrückt‘, ,Die Hölle muss warten‘ und natürlich auch ,Miststück 2012‘. Insgesamt sind auf dieser Re-Edition-Veröffentlichung also 20 Songs, über 40 Minuten Tour-Doku, fünf Live-Stücke und drei Video-Clips. Und das für weniger Kaufpreis, als es bei der vorangegangenen DeLuxe-Edition war. Wer uns daraus nun böswillig einen Strick ziehen will, der kann es machen. Wir aber stehen vollauf dazu, und ich halte das Ganze für ein schönes Angebot.“

© Markus Eck, 03.01.2013

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