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Interview: DARKANE
Titel: Neuordnung aus dem Chaos

Auf „Insanity“, dem zweiten Album von Darkane, hat die schwedische Melodic Death Metal-Bande mit den thrashigen Wurzeln eine interessante Gratwanderung vollzogen.

Bot der 1998er Debüt-Brecher „Rusted Angel“ noch betont gitarrenorientierten und sehr technisch ausgerichteten Thrash Metal mit einer erdrückenden Fülle an den verschiedensten Ideen, machen sich auf „Insanity“ nun sowohl erfreulich deutlich melodischere und opulentere Arrangements als auch eine erhöhte Progressivität breit.

So rückt auf dem zweiten Album von Darkane wieder eine nicht minder kampfstarke Gitarrenarmee an die umkämpfte Front vor, welche jedoch diesmal eine gar noch mächtigere Synthie-Nachhut hinter sich weiß.

Auf spielkultureller Ebene dringen Darkane in bisher unbekannte Dimensionen vor, was dem präzisionssüchtigen Quintett aus Helsingborg erst mal einer nachmachen muß.

Ausnahme-Kesselwart Peter Wildoer stellt sich gerne „Face to face“ meinem Ansturm von Fragen.

„Wir wollten eigentlich diesmal ein Konzeptalbum machen, aber dann war die Zeit nach Beendigung des Songwritings doch noch zu knapp, um die Idee ausreichend umzusetzen. Na, vielleicht klappt es beim nächsten Mal. Thematisch sind vordergründig natürlich dramatische und schreckliche Motive in den Songs vertreten. Ich wollte das eigentlich alles noch miteinander verknüpfen, aber die konzeptionelle Idee kam mir leider zu spät. Ich werde aber die Sache deswegen noch lange nicht begraben“, erzählt ein gelassener Peter mit großem Selbstbewußtsein.

Peter spricht trotz seiner schwedischen Herkunft überraschender Weise ganz passabel deutsch, was das Interview sehr angenehm macht. „Mein Vater stammt aus dem Ruhrpott, wo er auch jetzt wieder lebt. Ich besuche ihn oft dort. Auch haben wir während meiner Kindheit viel deutsches Fernsehen in Holland geschaut, was viel zu meinen jetzigen Kenntnissen der deutschen Sprache beigetragen hat.“

Wenn man sich Peters Drumming in angemessener Lautstärke anhört, dann klappt einem erst mal ob seiner überragenden Leistung und seines Timings an den Fellen der Kinnladen bis in die Kniekehlen runter.

„Ich spiele ja auch schon mittlerweile seit ganzen 15 Jahren. Für mich ist das ein ganz normaler Prozeß. Man kann es eigentlich mit Sport vergleichen: was man an Training investiert, kann man an der Leistung registrieren. Mehr Training ruft zwangsweise mehr Leistung nach sich. Als ich anfing, wollte ich sofort perfekt sein. Aber ich wurde schnell von der Realität eingeholt. So erkannte ich, daß ich viele Jahre dazu benötigen würde, um so gut wie meine Idole zu sein. Man muß schon besessen von seinem Instrument sein, um die für unsere Art von Musik erforderliche Kompetenz daran zu erreichen. Ich habe außerdem Maschinenbau studiert, das hat mir viel geholfen. Denn dieses Studium ist mathematisch sehr lernintensiv, was meinen Geist in dieser Richtung um einiges mehr sensibilisierte. So habe ich seitdem meine Vier-viertel- und Sieben-achtel-Takte um einiges besser im Griff. Jetzt arbeite ich sogar hauptberuflich als Schlagzeuglehrer, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, was das Optimum für mich als Musiker darstellt.“

Das beklemmend gruselige Frontcover von „Insanity“ kann den Albumtitel in optischer Manier perfekt repräsentieren. Es sieht wirklich „wahnsinnig“ gut aus. Peter kommentiert hierzu:

„Yeah, wir lieben dieses Cover und auch das Layout des Booklets über alles. Thomas Ewerhard, der das Cover und das komplette optische Innenleben kreierte, hat sich diesmal selbst übertroffen. Kränker geht’s nicht mehr. Der Typ ist nicht zu toppen. Er hat in der Vergangenheit auch schon für Spock´s Beard und Hypocrisy gearbeitet und großartiges geleistet. Als wir unser Cover für `Insanity` das erste Mal sahen, waren wir wirklich von den Socken. Aber auch bei den Shots der Bandmembers haben wir uns sehr große Mühe gegeben; und diese sind auch sehr abgedreht geworden. Passend zum sonstigen Layout, geben sie den Hörern einen Eindruck, mit was für verrückten Typen sie es zu tun haben“, sprudelt es lachend aus ihm heraus. Na, Humor hat der junge Schwede ja.

Auf „Insanity“ hat auch illustre Prominenz ihren Beitrag zum guten Ergebnis geleistet. „Ja, Fredrik Thordendal von Meshuggah hat auf dem Song `Psychic Rain` die Leadgitarre gespielt. Der Mann ist wirklich einmalig gut auf seiner Klampfe, daher hat sein versiertes und virtuoses Spiel auch sehr gut zu dem anspruchsvollen Stück gepaßt.“

Und Darkane haben tatsächlich keine Mühen gescheut, um „Insanity“ größtmögliche Authentizität zu verschaffen. „Mit Hilfe eines großen Chors und eines richtigen Orchesters haben wir eine hohe Klangtiefe in den symphonischen Arrangements erreicht. So sind beispielsweise echte Violinen, Celli, französische Hörner und Percussion-Instrumente auf dem Album zu hören.“

Produziert wurde „Insanity“ von Daniel Bergstrand, welcher schon den rauhen Klängen von vergleichbaren Acts wie Strapping Young Lad und Meshuggah oder auch den Hardcore-Rhythmusmonstern Stuck Mojo hohe Transparenz einimpfte.

„Transparenz ist das richtige Wort für unseren Sound auf dem neuen Album“, stimmt Mr. Wildoer zu. Und er ergänzt:

„So haben wir die BPM [beats per minute; A.d.A] drastisch gegenüber `Rusted Angel` angehoben. Aber die forcierte Geschwindigkeit ist erst mal nicht so schnell zu registrieren, weil die sehr transparente Produktion die einzelnen Instrumente besser zur Geltung kommen läßt. Besonders auch mein Drumming hat durch Daniel sehr an Klangreinheit gewonnen, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Der Mann ist ein wahrer Meister seines Faches und hat nicht nur bei uns in Schweden einen sehr populären Namen, wo auch sein Studio steht. So sollten eigentlich die US-Thrasher Testament schon zweimal bisher bei ihm aufnehmen, was sehr für ihn spricht. Aber was durch die Verweigerung einer Greencard durch die dortigen Behörden für die Musiker leider jedesmal noch nicht zustande kam.“

© Markus Eck, 12.02.2001

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