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Interview: CROM
Titel: Epik als Leitmotiv

Früher bei den wohlbekannten Black Metal-Dramatikern Dark Fortress an der Gitarre tätig, widmet sich Walter Grosse heutzutage auf musikalischer Ebene ausschließlich seinem eigenen Projekt Crom.

Hierfür greift der der Landshuter Musikus, Komponist und Sänger bei Bedarf immer mal wieder auf Gastmusiker zurück.

Die überaus epischen Kreationen, welche mittels Crom vorgetragen werden, erinnern in ihrer Gesamtform nicht selten an die erhabenen und majestätischen Zeiten der schwedischen Metal-Legende Bathory.

Croms Songs können daher als betont emotionale Form von Heavy Metal kategorisiert werden, inklusive dezent umgesetzter Viking Metal-Anleihen samt balladesken Momentaufnahmen. Gegenwärtig harrt der linientreue Mann hinter Crom der Veröffentlichung seines neuen Studioalbums „Vengeance“, nachdem er bei einem Plattenlabel unter Vertrag genommen wurde.

Höchste Zeit für mich also nach all den Jahren, einen solchen beständigen Überzeugungstäter einmal ausgiebig nach seinen Hintergründen, Intentionen und Ansichten zu befragen.

Wie Walter mir eingangs berichtet, hat er Crom irgendwann 1997 gegründet:

„Seither wohne ich auch in Landshut, also im schönen, ruhigen Niederbayern. Während meiner Zeit bei Dark Fortress hatte ich allerdings nur sehr wenig Zeit für Crom, was sich mit dem Ausstieg im Jahre 2000 dann änderte. Ich muss gestehen, dass ich mit der regionalen Szene nicht mehr so in Kontakt stehe und deshalb auch nur wenige Bands empfehlen kann. Die mit Abstand bekannteste und beste Band aus der Region sind ganz klar Dark Fortress, die ich mit Sicherheit nicht mehr vorstellen muss. Ich stehe trotz meines damaligen Ausstieges nach wie vor in guten Kontakt mit den Jungs. Asvargr, Draug und Seraph helfen mir auch bei meinen wenigen Live-Konzerten aus und vervollständigen somit mein Live-Line-Up.“

Die einzige Band die Walter laut eigener Aussage privat noch besser kennt und musikalisch auch sehr schätzt sind Obscura.

„Sie spielen einen technisch sehr versierten Death Metal und Steffen, der Kopf von Obscura, ist ein unglaublich talentierter Musiker, der mit vollen Einsatz an die Sache ran geht. Er hat übrigens auch meine erste CD „Fallen Beauty“ über sein eigenes Label Deathlike Sound Productions veröffentlicht, wofür ich ihm immer dankbar sein werde. Ein sehr netter Kerl!“

Mich interessiert nachfolgend, wie beziehungsweise durch wen oder was mein Gesprächspartner auf den Metal an sich gekommen ist. Walter erinnert sich:

„Da kann ich mich eigentlich bei meiner älteren Schwester bedanken! Ich habe bei ihr zum ersten Mal Guns N' Roses „Appetite For Destruction“ und Running Wild „Branded And Exiled“ gehört und dann ging es bei mir so richtig los. Nachdem ich dann auch meine Lieblingsbands Kiss und Metallica entdeckt habe, hat mich Immortal’s „Pure Holocaust“ zum ersten Mal so richtig in die härtere Richtung gedrückt. Dann kam viele Jahre außer Black Metal and Bay Area Thrash Metal gar nichts mehr. Heute bin ich allerdings deutlich vielseitiger geworden und höre auch gerne Sounds aus den 80er Jahren und gute Rock-Bands wie U2 etc. Man wird halt älter.“

Die Musik von Crom ist für den Landshuter eine Art Ventil, welches es ihm ermöglicht seine ganzen Gefühle durch seine Gitarre und seinen Gesang nach außen projizieren zu können.

„Ohne Gefühle wie Trauer, Frust und Melancholie kann Crom gar nicht existieren. Wenn es mir mal eine Zeit lang zu gut geht, kommen auch kaum brauchbare Songs zustande. Ich brauche die Einsamkeit, die Ruhe und den Frieden um meine Songs glaubhaft umsetzen zu können.“

Seine musikalischen Tätigkeiten haben sich leider durch das tägliche Arbeitsleben und die ständige Schichtarbeit stark reduziert, so der Gitarrist.

„Früher hatte ich zu meinen besten Zeiten circa sechs Nebenprojekte und spielte fast jede Art von Metal. Mittlerweile bin ich froh wenn ich Zeit finde um mich genügend um Crom kümmern zu können. Aber wenn ich dann mal wieder an meinem Acht-Spur-Recorder sitze und ein paar Sounds aufnehme, lebt das Feeling wieder sehr schnell auf!“

Wir kommen auf den neuen Plattenvertrag mit Pure Steel Records zu sprechen, und der Mann resümiert:

„Irgendwann im März letzten Jahres hat mich Volker von PSR angeschrieben und zum ersten Mal Interesse an Crom gezeigt. Sie sind durch Zufall auf meine Homepage gestoßen und waren von dem Material sofort so begeistert, dass sie mir auch gleich einen Vertrag angeboten haben. Da ich allerdings noch einige andere Anfragen von Labels bekommen hatte, wollte ich zuerst einmal abwarten und die Angebote vergleichen und prüfen. Pure Steel waren aber die einzigen die wirklich dauerhaft Kontakt hielten und ständiges Interesse zeigten. Deshalb habe ich mich auch für die Veröffentlichung von „Vengeance“ auf Pure Steel Records entschieden. Ich denke, dass die Musik auf „Vengeance“ sehr gut mit dem Label zusammenpasst und die Wahl eines kleineren Labels ebenfalls richtig war. Hier habe ich deutlich bessere Chancen als Band ernst genommen zu werden und nicht eine von 30 bis 40 Bands zu sein. Sie haben mir auch bisher alle Freiheiten die ich wollte gelassen und machen mir auch keinen großen zeitlichen Druck, egal in welcher Hinsicht.“

Anschließend dreht sich der Gesprächskontext um die anstehende Veröffentlichung „Vengeance“.

„Es gab und wird nie eine stilistische Änderung hin zum Power Metal geben! Lediglich der Opener „Wings Of Fire“ hat Power Metal-Züge in sich. Der Rest der CD ist nach wie vor epischer Heavy Metal, der durch Chöre und viele akustische Gitarren als eine Art Viking Metal interpretiert werden könnte. Ich selber möchte aber das Wort `Viking` gar nicht so gern dazu in den Mund nehmen, da es bei Crom auch textlich nicht viel mit Viking Metal zu tun hat. Ich glaube, dass einige Leute enttäuscht werden würden wenn man ihnen Crom als Viking Metal unterjubeln würde. Bleiben wir doch einfach bei epischem Metal, das dürfte „Vengeance“ am Besten beschreiben.“

Mit Crom ist er ohnehin deutlich experimenteller geworden, wie Walter im Weiteren zu berichten weiß.

„Ja, ich habe mehr musikalischen Ehrgeiz entwickelt und ich lege mittlerweile unglaublichen Wert auf die Qualität der Aufnahmen und der eigenen musikalischen Leistung. Das Experimentelle kann man zwar auf „Vengeance“ noch nicht deutlich hören, aber der nächste Longplayer (den ich übrigens auch schon fertig aufgenommen habe) wird sich doch stark von meinen bisherigen Veröffentlichungen unterscheiden. Der Trend bei Crom geht immer mehr in Richtung der ruhigeren Momente. Es werden noch mehr akustische Gitarren und Balladen zu hören sein als auf „Vengeance“. Songs wie „A Life Unbearable“ (auf „Vengeance“) oder das auf „Demo 2004“ bereits erstmalig veröffentlichte Stück „My Destiny“ sollten als neuer Maßstab für Crom zählen.“

Ich erkundige mich nachfolgend, wie lange die Aufnahmen der neuen Lieder für das kommende Album gedauert haben. Walter runzelt die Stirn:

„Puh, der Zeitraum kann eigentlich nicht so exakt abgesteckt werden, da ich mit dem Recording Engineer Victor Bullok (Dark Fortress) keine genauen Abmachungen getroffen habe. Wir haben zwar zu Beginn der Aufnahmen einmalig so circa 14 Tage am Stück im Studio verbracht, aber man muss bedenken, dass wir auch gleich das nächste Album aus zeitlichen und organisatorischen Gründen aufgenommen haben. Außerdem wurden wir durch die Fußball-WM und Probleme mit der Elektrik einige Male aus dem Recording Raum vertrieben. Victor und ich haben sein gesamtes Equipment in den ehemaligen Dark Fortress-Bandraum geschleppt und dann dort alles halbwegs in ein brauchbares Tonstudio umgebaut. Es war zwar alles sehr improvisiert und nicht gerade luxuriös, aber wenn man den Sound hört, wird keiner darauf kommen, dass die CD neben beziehungsweise in einem Bauernhof aufgenommen worden ist. War aber insgesamt eine tolle Zeit, weil wir teilweise wirklich so lange arbeiten konnten wie wir Lust hatten. Wenn allerdings Gewitter aufkam, mussten wir die Aufnahme-Sessions abbrechen, um einen Datenverlust durch Stromeinschlag verhindern zu können. Die Aufnahmen der Gesänge, der Chöre und den Mix haben wir immer so zwischendurch mal am Wochenende in einem Bandraum in einem Jugendzentrum gemacht. Wir hatten ja keinen Zeitdruck!“

Und der leidenschaftliche Metaller ist mit dem Ergebnis total zufrieden, wie er freudig wissen lässt: „Es gibt nur ganz wenige Punkte die ich im Bezug auf Musik und Sound zu kritisieren habe. Aber ein Musiker ist wahrscheinlich nie zu hundert Prozent mit seiner Leistung zufrieden. Jedes Solo könnte noch ein bisschen sauberer sein, jede Gesangsnote könnte noch ein bisschen perfekter gesungen werden. Ich bin mir aber sicher mit „Vengeance“ einen großen Entwicklungsschritt getan zu haben. Die Qualität der EP „Fallen Beauty“ lässt sich nicht mal mehr ansatzweise mit der von „Vengeance“ messen!“

Schuld an den ewig langen Wartezeiten bei seinen Veröffentlichungen ist eben immer das Problem, dass er alles in Eigenregie machen muss, so der Musiker. Er expliziert diesen Kontext:

„Ich schreibe jede einzelne Note jedes Instruments selber und muss mich mit Drumcomputer-Programmierungen ärgern, bevor Seraph kurz vor Studiobeginn mit mir zu proben beginnt und ich muss halt letztlich auch, und das ist das größte Problem, alles aus eigener Tasche vorfinanzieren. Wo andere sechsköpfige Bands halt mal pro Nase 500 Euro auftreiben, muss ich auf einen Schlag ein paar Tausend Euro alleine vorstrecken. Außerdem gibt es einfach manchmal Phasen in denen man keine Kraft mehr hat, um nebenbei alles zu erledigen und man sich auch gerne mal wieder auf private Sachen konzentrieren will. Wenn man in einer „normalen“ Band spielt, kann man manche Aufgaben auch mal an andere Mitglieder verteilen. Bei mir bleibt halt alles so lange an mir hängen bis ich es erledigt habe.“

Den größten Einfluss für die Musik auf „Vengeance“ hatte und hat natürlich Bathory:

„Sie waren ja auch zu Beginn der Bandgeschichte mein eigentlicher Antrieb, um die Band überhaupt zu gründen und solche Musik zu schreiben. Ich bin mir aber auch sicher, dass man Bands wie Kiss, Metallica und Guns N' Roses ein wenig bei mir heraushören kann. Gerade bei den Soli kann man meine Huldigungen an Ace Frehley, Kirk Hammet und den großartigen Slash vernehmen.“

Der Gitarrist und Sänger gesteht noch, dass er sich – ganz im Gegenteil zu vielen anderen Bands dieses Genres – überhaupt nicht tiefgründig mit lyrischen Themen beschäftigt. Wir erfahren:

„Ich bin zwar natürlich an der Zeit der Wikinger etc. interessiert, kann aber nicht aus einem großen Fundus darüber schöpfen. Meine Texte gehen da mehr in die Richtung der Romane von Robert E. Howard und anderen Conan-Schriftstellern. Ich habe als Kind und Jugendlicher immer Romane und Comics über „Conan der Barbar“ gelesen und diese Storys inspirierten mich auch sehr bei den Lyriken zu „Vengeance“. Die Texte gehen stark in diese Richtung, erzählen aber auch viele meiner Gefühle, transferiert in diese alte Zeit. Meine Gefühle, meine Visionen, meine Trauer und mein Schmerz werden dann in solche Geschichten verpackt und erzählen eigentlich sehr viel über mich. Manche Texte haben allerdings auch gar nichts mit mystischen Geschichten zu tun, sondern helfen mir rein beim Verarbeiten gewisser Gefühle. So ist zum Beispiel der Text zu „Fire“ an einen verstorbenen Freund gerichtet. Die Lyrics zu „Fire“ sind sehr persönlich, helfen mir aber eben diese Trauer zu verarbeiten und lassen ihn dadurch ewig leben. Viele meiner Texte sind auch sehr einfach gehalten. Ich bin nicht der große Lyriker, ich gestalte Texte lieber einfach und leicht verständlich.“

Welche der modernen Medien er konsumiert, möchte ich noch von Walter wissen:

„Ich schaue sehr gerne DVDs an, besonders Filme wie „Braveheart“, „Der 13. Krieger“, „Gladiator“ und auch gerne Robert de Niro-Filme. Ansonsten bin ich ein ganz normaler Typ der auch ab und an mal den Fernseher einschaltet, ins Kino geht und natürlich viel Musik hört.“

Da der Rest des Live-Line-Ups von Crom wie erwähnt aus Dark Fortress-Mitgliedern besteht, ist es dem guten Walter natürlich nur möglich live zu spielen wenn diese gerade nicht auf Tour sind. „Leider (für Crom) sind Dark Fortress mittlerweile immer mehr live unterwegs, was Crom kaum noch Möglichkeiten bietet. Das einzige Crom-Konzert im Jahre 2008 ist deshalb auf dem Swordbrothers Festival im JUZ Andernach am 13. September. Ich bin aber natürlich offen für Interessenten die gerne live bei Crom mitspielen würden. Also, wenn ihr aus dem niederbayerischen Raum kommt, beziehungsweise aus der Gegend um München, könnt ihr euch gerne mit einem Tape oder einem Link von eurer Homepage bei mir unter crom@gmx.com bewerben.“

Die Ziele des sympathischen Musikers für das aktuelle Jahr 2008 sind von liebenswerter Bescheidenheit: „Ich wünsche mir eigentlich nur eine reibungslose Veröffentlichung von „Vengeance“, dass die Scheibe bei den Fans gut ankommt und auch andere Metalheads sich für meinen Sound und mein Herzblut begeistern können. Danke dir, Markus, für dieses Interview und deine Hilfe in den vergangenen Jahren! Metal up your ass!“

© Markus Eck, 19.06.2008

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