Interview: | BURDEN OF GRIEF |
Titel: | Feinheiten im Detail |
Diese kernige Kasseler Killercombo liefert mit ihrem neuen Album „Fields Of Salvation“ ein wahres Schlachtfest an hochexplosivem Melodic Death Metal ab, welches einen immens angenehmen schwedischen Nachgeschmack hinterlässt.
Hier wird eigentlich jeder Vollblutmetaller ausreichend bedient: Burden Of Grief servieren druckvoll und energisch riffende Gitarrengewitter, welche sich über differenziertem, ausgefeiltem Drumming und einem begnadeten Wüterich von Sänger mit donnerndem Getöse entladen. Alles mit bezwingend brillanter Melodik versehen, die keinen kalt lässt.
Abwechslungsreichtum, wie sollte es anders sein, schreibt die Band wieder in Riesenlettern über ihr anspruchsvolles Programm. Leider viel zu wenig weiß man bisher über diesen immens talentierten Geheimtipp aus deutschen Landen, da musste ich aus aktuellem Anlass endlich einmal nachhorchen.
Die derzeitige Stimmung in der Band wird mir von Gitarrist Phillip Hanfland als prächtig beschrieben.
„Wir sind vor allem sehr gespannt darauf, wie das Album ankommen wird. Durch den Wechsel zu einer neuen Plattenfirma ist schon einige Zeit ins Land gegangen. Das Album ist eigentlich schon seit einem halben Jahr fertig, kann aber jetzt erst veröffentlicht werden. Aber wir sind sehr stolz darauf und auch sehr davon überzeugt.“
Burden Of Grief stammen aus dem Raum Kassel; also einer Gegend, die seinerzeit eher vom Hardcore geprägt war.
„Vor allem Rykers und Brightside, deren Drummer nun bei uns spielt, waren wohl die bekanntesten Bands, die Kassel hervorgebracht hat. Es gibt hier schon eine sehr rege Musiker-Szene, allerdings haben die wenigsten davon den Sprung aus der regionalen Szene geschafft, d.h. die Bands konzentrieren sich zum Großteil auf Gigs in und um Kassel.“
Wie mir Phillip dann im Weiteren offenbart, spielt er Gitarre, weil er damit am besten seine musikalischen Vorstellungen umsetzen kann. „Schlagzeug und Bass sind für mich persönlich zu sehr nur Begleitinstrumente. Ich halte mich nicht für einen besonders guten Gitarristen, vor allem was ausgefeilte Soli angeht. Ich sehe mich vielmehr als Songwriter. Ich habe daher immer schon einen großen Teil unserer Songs geschrieben. Ich beurteile einen Gitarristen auch nicht nach seinem musikalischen Können, sondern nach dem, was er daraus macht. Von daher halte ich beispielsweise James Hetfield für den besseren Gitarristen von Metallica, weil er deren Meilensteine erschaffen hat.“ Eine nicht alltägliche und daher besonders interessante Betrachtungsweise, wie ich meine.
Wir schweifen aus, und mit der Darlegung seiner Lebensphilosophien tut sich Phillip eher schwer, wie der folgende Gesprächsverlauf zutage bringt.
„Ich halte mich für sehr engagiert, was Dinge betrifft, an die ich glaube. Sämtliche Aufgaben die mit der Band zusammenhängen, erledige ich mit unglaublich viel Herzblut. Ich kann aber auch sehr faul sein, was Sachen angeht, an denen ich keinen Spaß habe. Ich bin insgesamt ein recht optimistischer Mensch und glaube, dass ich alles erreichen kann, wenn ich nur hart darum kämpfe. Von nichts kommt sicherlich nichts. Daher kämpfe ich besonders stark um Dinge, die mir wichtig sind. Ich habe vor allem noch sehr viele persönliche Ziele die ich erreichen will, so möchte ich beispielsweise noch sehr viel reisen und fremde Länder kennen lernen.“
Burden Of Grief wurde vor zehn Jahren ins Leben gerufen. Damals waren sie noch Schulfreunde und hatten vorher noch in keiner anderen Band gespielt, wie sich mein Gegenüber zurück entsinnt.
„Die Beweggründe, eine Band zu gründen, waren bei uns genau wie bei anderen Bands auch. Zusammen Metal zu spielen, viel Spaß zu haben und eigene musikalische Ideen umzusetzen. Und diese Sache wurde mit der Zeit immer ernster. Einigen wurde die Band dann irgendwann zu zeitaufwendig und sie verließen Burden Of Grief, um den anderen nicht im Weg zu stehen. Das rechne ich ihnen hoch an, denn ich weiß, dass ihnen die Band auch viel bedeutete.“
Dennoch ist man nach wie vor befreundet, wie Phillip erklärt.
„Wir haben die Band immer schon als ernsthaftes Projekt betrachtet, und nicht als eine Fun-Sache, wie es bei vielen jungen Bands manchmal der Fall der ist. Hinter allem was wir gemacht haben, kann ich heute noch stehen, denn ich weiß, dass es zum damaligen Zeitpunkt das Beste war, was wir machen konnten. Musikalisch schwebte uns immer schon die Verbindung aus der Power des Thrash und Death Metals und den Melodien des klassischen Metals vor. Der Stil hat sich somit im Laufe der Jahre nicht unbedingt gewandelt, sondern er ist ausgefeilter geworden.“
Phillip selbst hat mit elf Jahren den Metal für sich entdeckt. Das war 1988. „Damals habe ich mir meine erste Bravo gekauft. Die ganzen Berichte über die Pop-Bands langweilten mich damals schon, aber die Live-Berichte von Iron Maiden und AC/DC haben mich total fasziniert. Ich habe mir dann einen Tag später mein erstes Metal-Album gekauft, nämlich AC/DC „Flick Of The Switch“. Sofort vom ersten Ton an war ich dann vom Metal infiziert, und das ist bis heute noch so. Von da an kam dann alles Schlag auf Schlag, Iron Maiden, Metallica, Warlock, Judas Priest und später die ganze Death Metal-Welle.“
Der Autor bemerkt schmunzelnd eine gewisse Parallele zum metallischen Werdegang des Burden Of Grief-Axemans.
Der Begriff „Melodic Death Metal“ ist zwar sicherlich etwas vorbelastet und mittlerweile abgegriffen, aber er passt laut Phillips Meinung trotzdem am besten zu den von Burden Of Grief erzeugten Klängen.
Der Kasseler Gitarrist gibt daher in diesem Kontext zu Protokoll:
„Wir haben uns noch nie als reine Death Metal-Band gesehen, aber ich denke, wir haben genug Power um mit den meisten Death Metal-Acts mithalten zu können. Uns war es schon immer wichtig, unsere Musik melodisch und vielschichtig zu halten. Es einfach für uns als Musiker interessanter zu spielen, und der Hörer kann mehrere Feinheiten innerhalb der Musik entdecken.“ Exakt, ich kann hier nur voll zustimmen.
Der Bandname Burden Of Grief entstammt einem Song von My Dying Bride, eine Band, die mein Interviewpartner nach wie vor sehr verehrt. „Uns gefiel der Klang des Namens, er war ungewöhnlich und somit nicht so abgegriffen. Er hat eigentlich keine tiefere Bedeutung, aber er reflektiert zum Teil sicherlich die Stimmung von einigen unserer Lyrics.“
Mich interessiert in diesem Zusammenhang die Bedeutung hinter dem aktuellen Albumtitel „Fields Of Salvation“. Wir erfahren:
„Damit verhält es sich ähnlich wie mit dem Bandnamen. „Fields Of Salvation“ ist in erster Linie ein schön klingender Name, der zum Cover-Artwork passt. Er reflektiert zudem die Stimmung in einigen Songs, hat aber keine spezielle Bedeutung.“
Das Frontcover-Artwork zum aktuellen Album stammt von dem Künstler Kurt Wörsdörfer.
„Er hatte uns dieses bereits fertige Bild angeboten und wir haben es dann noch etwas bearbeitet. Unsere Lyrics behandeln zum großen Teil existenzielle Fragen über den Sinn des Lebens und den Tod in all seinen Ausprägungen. Diesen Bezug stellt das Cover sicherlich her. Uns gefiel besonders an dem Bild, dass es nicht so kitschig, sondern eher kunstvoll aussieht. Fast schon wie ein altes Gemälde.“
Wie sieht Phillip wohl das Debütalbum seiner Band im Nachhinein aus künstlerischer Sicht – und was würde er heute anders machen?
„Ich weiß, dass wir damals unser Bestes gegeben haben. Sicherlich würde ich heute mit meinen Erfahrungen einiges anders machen. Aber das geht jeder Band so. Man muss natürlich bedenken, dass unser Debütalbum eigentlich nur aus zwei Demos besteht. Die Qualität dieser Demos war aber so gut, dass man sie ohne Bedenken als einen kompletten Longplayer veröffentlichen konnte. Viele der Songs spielen wir auch heute immer noch live.“
Die ganze Band hat intensiv an dem neuen Material auf „Fields Of Salvation“ gearbeitet und es sehr vielschichtig gestaltet, wie mir nun gegenüber resümiert wird.
„Es sollten also Fans verschiedener Musikrichtungen mal ein Ohr riskieren und sich das Material genau zu Gemüte führen. Viele Feinheiten stecken hier im Detail. Wir hoffen natürlich, dass das neue Album viele Fans findet.“
Im Moment planen Burden Of Grief gerade ihre diesjährigen Konzerte für 2004, wie abschließend bekannt gegeben wird. „Da werden wir wohl auch wieder auf einigen Festivals zu sehen sein. Ich hoffe außerdem, dass es mit einer ansprechenden Tour diesmal klappt, um das neue Album einem größeren Publikum vorstellen zu können.“
© Markus Eck, 09.01.2004
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