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Interview: BLACK HORIZONS
Titel: Auf Atmosphären bedacht

Die erfreulich qualitative Schwarzmetallmusik dieser dem schwarzen Spielwahnsinn verfallenen Band ist in den Bewertungskriterien Inniglichkeit und Selbstvergessenheit an der Front der kompromisslosesten Lärmerzeuger vorzufinden.

Die bayerischen Schädelspalter Black Horizons hauen mit ihrem aktuellen und zweiten Album gehörig auf den Putz. Das Duo spielt lupenreinen und enorm atmosphärischen Black Metal, der jedoch – eine höchst erfreuliche Ausnahme in dieser Richtung – auch mit einer gehörigen Portion künstlerischen Anspruchs versehen ist.

So klingt das neue Opus „A Dream´s Funeral“, von der „Fachpresse“ nicht selten mit alten Dissection-Platten verglichen, auch weit durchdachter als viele vergleichbare Erzeugnisse der mannigfaltigen Konkurrenz. Zusammenspielen können sie wirklich gut, diese beiden. Ihr metallischer Grollterror weist daher eine überdurchschnittliche Musikalität auf. Trotzdem legt der Zweier zu jeder Sekunde eine (be)stärkend dicke Ladung Hass vor. Sänger Stephan Bergbauer geht für mich gerne ins Detail.

„Derzeit haben wir nicht allzu viel Zeit zum Proben, da momentan leider andere Dinge im Vordergrund stehen. Im August 2007 wird diese Durststrecke dann allerdings vorbei sein und wir werden uns dann voll ins Komponieren neuer Stücke stürzen“, berichtet Stephan zu Beginn.

Der Frontmann ergänzt dazu: „Danke übrigens an dieser Stelle für das Lob, das du uns in deiner Rezension auf Metalmessage ausgesprochen hast.“

Er expliziert: „In einigen Punkten liegst du meiner Auffassung nach aber ein wenig falsch. Ich würde meinen Gesang nicht als so überaus böse bewerten, da gibt es ganz andere, aber das kann auch nur mein Eindruck sein. Im Weiteren lassen meine spielerischen Fähigkeiten doch ab und an zu wünschen übrig. Ich würde mich jedenfalls nicht als überaus „fähigen“ Gitarristen bezeichnen. Wobei mir das schon schmeichelt. In allen anderen Punkten kann ich dir nur zustimmen, und ich denke dass deine Kritik eine der besten ist, welche wir zur neuen Platte bekommen haben. Nicht aufgrund der „guten Bewertung“ – vielmehr merkt man, dass du dich intensiv mit der Sache auseinandersetzt, was man ja bei manchen Schreibern nicht sagen kann. Beispielsweise wurde bei unser ersten Platte „holpriges Drumming“ von einem Magazin mit dem Anfangsbuchstaben L. bemängelt, obwohl darauf ein 100 % genau spielender Trommelcomputer zu hören ist. Da kommt man dann doch ins Grübeln. Jedenfalls hat es mich gefreut dass dir unsere Musik so zusagt.“

Der Vokalist bezeichnet sich und seinen Kompagnon trotz der gespielten Stilistik als völlig „normale“ Menschen. „Ich könnte vielleicht über mich sagen, dass ich ein innerlich sehr ruhiges Wesen bin, welches oft unzufrieden mit sich selbst ist. Ich bin von Träumen fasziniert, und beschäftige mich nach wie vor intensiv mit diesem Thema.“

Von Seiten der Medien haben Black Horizons laut Stephan ziemlich gute Kritiken bekommen.

„Allerdings haben sich bislang keine Labels bei uns gemeldet. Die einzige Kritik die mir aber ohnehin wirklich etwas bedeutet, kommt sowieso nur von Menschen die mir selbst wiederum sehr viel bedeuten. Aber ich muss auch sagen, dass es sehr schmeichelhaft ist, Lob in form von Rezensionen oder Fan-Reaktionen zu bekommen. Was mich allerdings genervt hat waren die „Riffklau“-Vorwürfe in einigen Rezensionen, die wirklich jeglicher Grundlage entbehren.“

Die mächtige Musikindustrie – damit hat das fähige Black Metal-Duo glücklicher Weise noch nicht viel zu tun gehabt. „Aber man hört ja so einiges. Was mich stört sind all die wirklich beschissenen Bands, die, warum auch immer, einen Plattenvertrag gekriegt haben, aber eigentlich total scheiße sind, und uns mit ihrem Dreck belästigen. Und nicht zu vergessen die Ankündigungen vieler Labels, das diese oder jene Band ja so furchtbar toll sei. Und dann stellt man auch fest, dass in den letzten zehn Jahren doch nur eine Handvoll wirklich großer Alben entstanden sind. Das eigentliche Problem aber ist doch, das es einfach viel zu viele Bands gibt und die Leute „satt“ sind.“

Die immer wieder zitierten Vergleiche mit Dissection sind für meinen Gesprächspartner ein großes Kompliment. Stephan: „Ich sehe es als Ehre an mit dieser Band verglichen zu werden. Obwohl ich die immer wieder angesprochenen Vergleiche nicht wirklich verstehe, denn meiner Meinung nach klingen wir doch schon sehr anders. Aber viele Leute sehen ja auch bei Naglfar Parallelen zu Dissection, die ich auch nicht nachvollziehen kann. Wenn mir aber gesagt wird, dass wir die gleiche Atmosphäre wie Dissection erschaffen können, dann ist das für mich das vielleicht größte Kompliment überhaupt.“

Der hochqualitative Black Metal von Black Horizons hat bisher leider noch nicht ausreichend die Ohren der entsprechenden Schwarzmetaller erreicht, so dass die meisten wohl noch nie von dem Duo gehört haben dürften.

Ich bitte den Sänger daher, hier mal ein klein wenig auf aktuellen Gegebenheiten basierende „Aufklärungsarbeit“ auf diesem Sektor für die Leser zu leisten. Wir erfahren Überraschendes:

„Wir haben seit einiger Zeit endlich ein komplettes Line-Up, bestehend aus Gitarrist Andreas Springer und Bassist Andreas Altmann sowie Trommler Thomas Burgstaller und mir selbst an der Gitarre und als Sänger.“

Spezielle Ziele mit der Band sind nicht vorhanden:

„Das einzige Ziel ist es Musik zu machen. Somit wollen wir genau da hin wo wir schon sind, und das hat sich auch seit den Anfängen nicht verändert. Es würde sich für mich nichts ändern wenn wir bei einer großen Plattenfirma wären, denn ich habe schon längst was ich will. Wenn wir wirklich zu einem richtigen großen Label gehen würden, wäre mir künstlerische Freiheit das Allerwichtigste. Denn ich möchte immer das machen was ich will und mir in musikalischer Hinsicht nichts vorschreiben lassen.“

Und Erfolg an sich hat für den Sänger rein gar nichts mit Verkäufen zu tun, wie er eindeutig klarstellt: „Erfolg habe ich dann, wenn ich Songs schreibe die mich selbst repräsentieren. Wenn es gelingt, ganz bestimmte Emotionen in Liedern einzufangen, ist mir genau das gelungen warum ich die Musik mache.“

Einen so abwechslungsreichen Stil boten bislang nur wenige deutsche Black Metal-Horden aus diesem Bereich.

Ich frage in diesem Kontext nach, ob sich der Stil von Black Horizons in den vergangenen Jahren verändert hat. Stephan erläutert:

„Ich denke nicht, dass sich unser Stil geändert hat. Aber es ist wohl schwer das selbst zu beurteilen. Wenn sich wirklich etwas verändert hat ist das nicht bewusst geschehen sondern einfach passiert. Wir gehen nie nach irgendeinem Konzept vor. Für „A Dream´s Funeral “ sind die meisten Songs am Rechner entstanden. Andi und ich ergänzen uns ziemlich gut in dieser Hinsicht. Ehrlich gesagt entstehen die Songs immer ziemlich schnell. Wir müssen in erster Linie Zeit haben und uns voll drauf konzentrieren. Nachdem wir jetzt ein komplettes Line-Up haben wird man sehen wie das Songwriting sich am besten gestalten lässt. Wir hatte in der Vergangenheit eher das Problem, dass die Songs eher viel zu schnell entstanden sind. Es kam dabei durchaus vor, dass wir während einer Probe einen komplett neuen Song geschrieben haben. Unsere Einflüsse sind ganz klar Bands wie beispielsweise Dissection, Unanimated, Vinterland und einige andere, die ich sehr verehre.“

Sein persönlicher Lieblingssong von Black Horizons ist „The Knife“, wie Stephan wissen lässt. „Der Song versetzt mich jedes Mal wenn ich ihn höre in die Zeit zurück als er entstanden ist, und er lässt die gleichen Emotionen immer wieder aufleben. Es fühlt sich dann immer so an, als wäre die Zeit für mich stehen geblieben und ich darf noch mal für einen Moment der sein der ich damals war.“

Der Vokalist studiert Elektrotechnik, was sich als sehr zeitaufwendig für ihn gestaltet und ihm leider momentan die Energie raubt, die er für Black Horizons brachen würde. „Wenn ich Zeit habe lese ich sehr viel. Aber es gilt für mich: `Die Zeit ist mein Feind`.“

© Markus Eck, 26.06.2007

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