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Interview: BITTERNESS
Titel: Im Alleingang

2001 entstand aus der deutschen Schwermetallgruppe Steel Tormentor die Thrash Metal-Formation Bitterness.

Ob die Neugründer dabei allzu „verbittert“ über ausbleibenden Erfolg waren, das sei mal dahingestellt. Jedenfalls verschießen Bitterness mit ihren druckvollen Kreationen allerbestes teutonisch angehauchtes Thrash-Artilleriefeuer. Nach einigen entsprechend limitiert zirkulierenden Untergrundveröffentlichungen brachte diese abartig spielfreudige Harteisen-Vereinigung kürzlich ihr neues Stahlbolzen-Manifest „As All The Beauty Starts To Fade...” an den Start. Ich hingegen starte eine ausführliche Konversation mit Gesangsbiest und Gitarrist Frank Urschler.

„Bei uns ist im Moment so weit alles in Ordnung. Wir haben nun einige erfolgreiche Konzerte in der ersten Jahreshälfte hinter uns gebracht und die neue 10"-EP "As All Beauty Starts To Fade..." am Start: Veröffentlicht im März 2007, farbiges Vinyl, limitiert auf 1.000 Stück, mit fünf neuen Songs. Die läuft auch ganz gut und hinterlässt bisher nur positives Feedback. Also alles im grünen Bereich!“, legt mir Frank die derzeitigen Geschicke seiner lustvoll rhythmisch prügelnden Flitzefinger-Truppe dar.

Den einstigen Grund, die Band zu gründen, definiert der Axtschwinger so:

„Damals ging es noch lediglich darum, Spaß dabei zu haben und mit den Kumpels Krach zu machen. In dem Sinn hat sich ja dann auch nicht viel verändert. [lacht] Wenn dann nach und nach das Ganze immer mehr ins Rollen kommt, will man natürlich auch professioneller agieren und steckt auch seine Ziele höher. Aber im Endeffekt geht es uns immer noch darum, eine gute Zeit und Spaß an der ganzen Sache zu haben – und das haben wir nach wie vor!“

Fragt man Frank nach der Entwicklung des Werdegangs seiner Band über die Jahre bis heute, zeigt er sich sichtlich zufrieden.

„Natürlich könnte es immer noch einen Tick besser laufen. Aber wenn du uns vor sehr Jahren gefragt hättest, was wir jemals mit dieser Band erreichen werden, hätten wir wahrscheinlich nicht gewagt an die Hälfte der Sachen zu denken die mittlerweile passiert sind. Von daher sind wir mehr als zufrieden und auch mächtig stolz. Wir hatten nie ein großes Label oder eine Booking-Agentur hinter uns, sondern haben alles versucht im Alleingang zu bewältigen.“

Ich erkundigte mich nach den größten Unterschieden, wenn man die neuen Bitterness-Songs mit den vorherigen Liedern der Band vergleicht. Frank expliziert: „Wie bei den meisten Bands entwickelt man sich einfach weiter, das heißt, ich glaube beziehungsweise hoffe wir sind sicherer an unseren Instrumenten geworden und schreiben auch Songs ganz anders als wir das noch vor fünf Jahren getan haben. Das Songwriting entwickelt sich mehr zu einem eigenen Stil, denn wir versuchen zu perfektionieren oder uns eben weiterzuentwickeln beziehungsweise das Ganze gar mit Neuerungen zu versehen.“

Bitterness hatten jedoch nie klar definierte Ziele, so Frank. „Wir wollten Musik machen, live spielen und Spaß haben. Wie gesagt, daran hat sich nicht viel geändert. Natürlich sind wir heute bei unseren Studioaufnahmen etwas kritischer, soll heißen, eine kultige 4-Spur Aufnahme mit Spielfehlern gibt es eigentlich nur noch für uns als Vorab-Tape, aber veröffentlichen würden wir so etwas wie unser erstes Demo "And Death Marches On" heute wahrscheinlich nicht mehr, obwohl es damals schon witzig war – aber grauslich zum anhören –“, grinst der Sänger und Saitenmann, und ergänzt: „Ich denke, trotz des ganzen Spaßes gehen wir heute etwas professioneller an manche Dinge heran und sind auch nicht mehr so blauäugig bei manchen Sachen. Aber trotzdem machen wir das alles mit einer fast kindlichen Begeisterung für das was wir tun und was wir auch selber gerne hören beziehungsweise sehen beziehungsweise leben: Metal!“

Diese Gruppe hat keine direkten Vorbilder oder Bands die sie als direkten Einfluss nennen würden. Frank erzählt dazu:

„Aber wenn du Namen beziehungsweise Stile hören willst, da sind wir ganz klar vom Thrash der Endachtziger, speziell dem europäischen beziehungsweise deutschen Thrash mit Bands wie Kreator, Destruction und Sabbat, etc., dem Mitte der Neunziger aktuellen Schwedentod wie beispielsweise At The Gates und dem klassischen Heavy Metal wie beispielsweise Iron Maiden, Helloween, Running Wild, etc. beeinflusst.“

Ich hake ganz gezielt nach, was genau den passionierten Musikus so dermaßen am Thrash Metal fasziniert. Die Antwort kommt impulsiv:

„Es ist eben ganz genau die Musikrichtung, die meine Gefühle am besten ausdrückt. Ich habe dabei die Möglichkeit mich vollkommen auszuleben und somit auch auf eine gewisse Art und Weise meinen Alltag zu verarbeiten. Sei das nun einfach durch Headbangen und Trinken [lacht], oder durch die Texte beziehungsweise die Musik die ich selber mache, hier kann ich mich selbst optimal ausdrücken und mal Dampf ablassen. Und außerdem – gibt es wirklich nichts Besseres im Leben als mit ein paar Kumpells zu einem Metal-Konzert zu fahren oder bei einem kühlen Bier und einer alten Slayer-Platte über Metal zu philosophieren! Vielleicht fallen manchen Lesern jetzt noch ein oder zwei Sachen wie beispielsweise Ficken oder Fressen ein, aber mehr sind es sicher nicht“, scherzt mein Gesprächspartner in aller Ausgelassenheit.

Somit kommen wir nicht umhin, über die ewigen Thrash-Favoriten zu fabulieren. Frank nennt seine gerne. „Oh Mann, da gibt es so viele. Wo soll ich da anfangen? Ich nenne einfach mal ein paar, die mir gerade einfallen beziehungsweise die ich in letzter Zeit gehört habe. Aber da wird schon die eine oder andere Perle fehlen: Sepultura – "Beneath The Remains", Exhorder – "Slaughter In The Vatican", Forbidden – "Forbidden Evil" und "Twisted Into Form", Depressive Age – "Lying In Wait", Channel Zero – "Channel Zero", Metallica – "...And Justice For All", Megadeth – "Rust In Peace", Testament – "The Legacy", Sabbat – "A History Of A Time To Come", Artillery – "By Inheritance" sowie Tankard – "Meaning Of Life". Wie schon gesagt, es existieren da noch jede Menge anderer Sachen, die mir gerade nicht einfallen.“

Wir gehen im Anschluss zu den neuesten Liedertexten beziehungsweise dem zugrunde liegenden Interessen über. „Da ich die meisten Liedtexte schreibe, bin ich da genau der richtige Ansprechpartner. Also, die meisten Sachen in meinen Texten drehen sich um mich selbst, das heißt um Gedanken und Gefühle die ich in manchen Situationen habe und die ich versuche zu umschreiben, um sie dann in meine Liedertexte mit einfließen zu lassen. Allerdings versuche ich die Sache mit Bildern und Metaphern zu umschreiben und keine definitiven Aussagen zu machen die auf meine Gedanken zurück schließen lassen. Meiner Meinung nach sollte sich jeder beim Lesen der Texte eigene Gedanken machen und vielleicht auch Parallelen zu sich und seinen Ideen finden. Vielleicht sollen meine Texte einfach nur zum Nachdenken anregen – so ganz sicher bin ich mir da letztendlich nicht.“

Bitterness sind Thrasher mit Herz und Seele, daran besteht also mittlerweile kein Zweifel mehr.

„Ja, wir machen das ganz klar für die Leute, die Freude an unserer Musik haben, für diejenigen, welche zu unseren Konzerten kommen und headbangen, unsere Scheiben kaufen und das akzeptieren beziehungsweise verstehen was wir machen. Es gibt einfach nichts Besseres als auf der Bühne zu stehen und zu sehen wie die Leute abgehen und Spaß haben, bei dem was uns so viel bedeutet. Das ist ein echtes starkes Gefühl. Natürlich würden wir die neuen Songs gerne im Rahmen einer mehrtägigen Tour präsentieren, aber schauen wir mal – bis jetzt ist noch nichts spruchreif. Ein neues komplettes Album werden wir wohl erst wieder Mitte beziehungsweise Ende nächsten Jahres 2008 veröffentlichen. Ansonsten werden wir weiterhin versuchen live so viel wie möglich präsent zu sein und weiter Einzelshows spielen.“

Und daher haben Bitterness bisher so um die 150 (!) Konzerte gespielt, sowie einige Festivals und kleinere Touren im In- und Ausland bestritten, wie Frank informiert.

„Darunter beispielsweise Gigs mit Bands wie Tankard, Dismember, Vital Remains, Grave, Night In Gales, Fear My Thoughts, Mercenary, Sacred Steel, Morgana Lefay, Belphegor, Graveworm, etc. Da waren also schon einige Sachen dabei, die wir als Fans absolut klasse und unvergesslich fanden. Für das zweite Halbjahr 2007 sind noch nicht so viele Shows geplant, aber im Herbst werden wir zwei Konzerte mit Fleshcrawl beziehungsweise Endstille spielen. Ansonsten hoffe ich, dass noch einige Gigs dazu kommen und vielleicht klappt es ja doch noch mit einer richtigen Tour. Über die neuesten Konzertdaten kann man sich über www.bitterness.de informieren.“

Sonstige künftige Ziele werden abschließend von dem Frontmann wie folgt definiert: „Hoffen wir mal, dass wir noch weitere zehn Jahre Vollgas geben und den Leuten eine Priese Thrash um die Ohren hauen können. Vom Musik machen leben zu können wäre natürlich auch nicht schlecht, aber ich denke, den Traum haben wir schon vor einer Weile begraben. Aber immerhin können wir sagen, dass wir für die Musik leben und das ist doch auch schon was! In diesem Sinne: Thrash `til death! Markus, vielen Dank für deine Unterstützung und die guten Fragen!“

© Markus Eck, 04.07.2007

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