Interview: | ÁSMEGIN |
Titel: | Extreme Variationsbandbreite |
Eine mir bisher absolut unbekannte Viking Folk Metal-Horde stellen diese kompositionsfreudigen Norweger dar, welche scheinbar völlig überraschend aus dem stockdunklen Nichts eisiger skandinavischer Nächte auftauchen.
Ihr stellenweise mit überaus reizvollen Schwarzstahlanteilen versehenes Frostsong-Material ist trotz seiner primär hochaggressiv anmutenden Rigidität von belebender kreativer Frische, welche den pulsierenden Liedern von Ásmegin kapitales Eigenleben verleiht. Spürbar naturverbunden erschallende Nordlandhymnen in allerbester Finntroll-, Moonsorrow- und leichter Windir-Manier wurden mit einem britischen Folklore-Schuss an Skyclad und lüstern jubilierendem Elfengesang vermengt.
Ásmegin bieten ihre mitreißenden Kämpferepen allerdings mit einer gehörigen Portion selbstbewußter Eigenständigkeit und vielen vollkommen ergreifenden Waldzwerg-Chören dar. Eine erste Hörprobe ihres derzeit erscheinenden Debütalbums „Hin Vordende Sod & Sø” versetzte mich rasch in schier verzückte Hörer-Raserei.
Davon erstmal wieder erholt, fühlte ich alsbald Ásmegin-Barde Bjørn Olav Holter auf den aggressiv gebleckten Reißzahn.
„Ásmegin startete 1998 mit den Mitgliedern Auðrvinr Sigurdsson, Iving Mundilfarne und Marius Olaussen als Viking Metal-Truppe, letzterer ist das einzig verbliebene Gründungsmitglied in der Band. [Und betreibt zudem auch das empfehlenswerte Label Valgalder Records sowie ein gleichnamiges Webzine; A.d.A.] In der mittlerweile einhergegangenen Zwischenzeit ereignete sich eine ganze Menge, so sind wir über die Jahre stilistisch und lyrisch doch eine ganz andere Band geworden“, bringt mir Kehlenberserker Bjørn Olav seine folkloristisch orientierte Forstkapelle eingangs näher.
Der laut eigener Aussage Bands wie Blackmore’s Night, Third And The Mortal, Tidfall, Død/Hest und Devil Doll konsumierende Norwegervokalist hört sich privat eine ziemlich weit abgesteckte Bandbreite an mitunter total differierenden Musikstilistiken an.
Und von ebensolchem Abwechslungsreichtum wie auch die variationsreichen Wurzelgeisterkompositionen seiner wirschen Trolltruppe sind auch die Liedtexte, wie dann im Weiteren erfahren ist:
„Diese fußen unter anderem auf jeweils zwei traditionellen Trilogien, der Valgalder-Trilogie sowie der Peer Gynt-Trilogie, basierend auf einem bekannten Bühnenspiel des bekannten norwegischen Autoren Henrik Ibsen. Die allermeisten dieser Storys sind von der Erzählweise her bewusst sehr atmosphärisch gehalten und daher gleichzeitig von sehr illustrativer Imaginativwirkung. Der Track ‘Op Af Bisterlitiern’, welchen ich mit Marius Olaussen ausarbeitete, ist beispielsweise eine sehr unheimliche und sehr gruselige Geschichte über rätselhafte dunkle Kreaturen, welche dann und wann aus einem verwunschenen Teich irgendwo im Wald heraus steigen. Der bedauernswerte Wanderer, welcher ihnen begegnet, hat damit sein Leben unzweifelhaft verwirkt – denn diese kleinen Scheißer sind überaus grausam.“
Überaus fanfreundlich und auch erzählfreudig ist hingegen mein Interviewpartner, der anschließend mit frohem Mut bekennt:
„Mein persönliches Eigenziel mit unserer Musik ist es, mich selbst und vor allem unsere Hörer gleichermaßen zufrieden zu stellen und uns damit gemeinsam eine möglichst gute Zeit zu ermöglichen. Deswegen lege ich sehr großen Wert auf beste Kontakte mit unseren Anhängern. Ich möchte am liebsten möglichst persönlich mit jedem Einzelnen darüber sprechen, welche Erfahrungen und Empfindungen er oder sie mit unserem Sound gemacht hat.“
Der reizvoll klingende Bandname Ásmegin ist dem Norwegischen entnommen und kann ungefähr als „die ätherischen Kräfte der uralten nordischen Götter“ übersetzt werden, wie mich Bjørn Olav aufklärt.
„Durch beziehungsweise nicht zuletzt mit diesem Bandnamen haben wir anfänglich einen ziemlich guten Status in der Szene erreicht. So entschlossen wir uns, diesen Namen weiterhin beizubehalten – auch wenn er mittlerweile nicht mehr allzu viel mit unserer Musik gemein hat.“ Und auch wenn es ihm Leid tut, wie er zugibt, kann mein Gesprächsgegenüber entgegen meiner ihm gegenüber geäußerten Mutmaßung die erzbritischen Folk Metal-Vorreiter Skyclad offenbar nicht sehr leiden.
So fokussieren wir im Weiteren die musikalische Konzeption hinter Ásmegin; Bjørn Olav offenbart mir: „Weil viele unserer Songs über so viele Jahre entstanden, enthalten sie zum einen den Viking Metal-Style der kompositorischen Anfänge, zum anderen die erst neuzeitlich bei uns eingekehrten Folklore-Parts. Die Variationsbandbreite unseres Debütalbums ist daher schon sehr extrem gehalten, was diese Scheibe sehr in sich geschlossen komplettiert.“
Und weil laut seiner Aussage jeder in der Band Ásmegin seinen ganz eigenen musikalischen (Dick)Kopf aufhat, ist der so entstandene Stil von sehr großer Originalität:
„In älteren Magazinkritiken ging man gar so weit zu behaupten, wir würden eine `neue stilistische Welle` zum Wogen bringen.“ Verständlich.
Unverständlich war mir anfangs allerdings die Wortkombination „Hin Vordende Sod & Sø”.
Des Norwegischen also nicht allzu mächtig, lasse ich mir abschließend aus erster Hand noch die Bedeutung des aktuellen Albumtitels von Ásmegin aufschlüsseln.
Der Vokalmeister spricht erläuternde Aufklärungsworte: „Er bedeutet ungefähr soviel wie `die voraussichtlich zu erwartende Suppe und Fleischbrühe`. Soll heißen, damit wird die große Ideenvielfalt unseres Albums annonciert. Der signifikante Hauptcharakter des aktuellen Albumtitels bezieht sich jedoch darauf, von bösen Trollen in der großen Halle des mächtigen Bergkönigs bei lebendigem Leibe gar gekocht zu werden.“
Jenen Trollen wünsche ich guten Appetit, welcher nun hoffentlich auch bei euch auf dieses wirklich herrliche Viking Folk Metal-Album geweckt worden ist.
© Markus Eck, 15.08.2003
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