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Interview: AFTER FOREVER
Titel: Intuitive Entschlossenheit

Aus den Niederlanden werden erneut musikalische Hochgefühle vermittelt: After Forever, die bekannt anspruchsvolle Symphonic Dark Metal-Band um Goldkehle und Frontdame Floor Jansen veröffentlicht mit „Remagine“ das vierte Studioalbum. Überaus kraftvolle und druckvoll rhythmische Instrumentierung, kunstvoll veredelt mit melodisch-bombastischen Arrangements bot das Sextett mit Hang zu progressiven Songstrukturen seinen Hörern ja bereits auf den Vorgängerscheiben zur Genüge – doch auf gesanglichen Ebenen konnte sich die attraktive Floor einmal mehr merklich hinaufsteigern.

Ihr umfassender Stimmradius scheint massiv nach allen Seiten ausgedehnt worden zu sein, damit deckt die talentierte Vokalistin nun mittlerweile kilometerbreite Spannungsstrecken scheinbar spielend ab.

Wie sie mir freudig berichtet, ist sie mit ihrer Dramatikertruppe zum Interviewzeitpunkt gerade von einer erfolgreichen Tournee zurückgekehrt.

„Wir bereisten Süd- und Mittelamerika. Unser Weg führte uns für zweieinhalb Wochen durch Brasilien, Argentinien, Chile, Kolumbien und auch Mexiko, es war eine sehr ereignisreiche Zeit. Am achten September steht die Veröffentlichung unseres neuen Albums `Remagine` an, derzeit bereiten wir uns auch schon wieder aktiv auf die den Album-Release flankierenden Gigs vor. Geplant sind vor allem einige ganz spezielle Shows hier in Holland und auch in Belgien, für die diverse einfallsreiche Bühneneffekte vorgesehen sind. Verraten wird noch nichts, schließlich soll es für die Besucher eine Überraschung werden. Ein ganz besonderes Ereignis wird unser Konzert im niederländischen Tilburg am 13. Dezember werden. Wer sich darüber auf dem Laufenden halten möchte, soll unsere Website besuchen, dort sind stets die aktuellsten Konzerttermine gelistet. Wir hoffen alle doch sehr, auch zu euch nach Deutschland kommen zu können und euch unsere neueste Show präsentieren zu können.“

Die neuen Songs auf „Remagine“ unterscheiden sich trotz aller gepflegten Linientreue in einigen Belangen doch ein wenig von dem, was die Hörer bisher von After Forever geboten bekamen. Floor erläutert:

„Die aktuellen Stücke sind überwiegend sehr divers geworden. Wir haben definitiv eine neue Stufe in der Evolution von After Forever erreicht. Die typischen stilistischen Trademarks und Melodien unserer Musik wurden dafür mit einigen neuen Elementen angereichert.“

Wie die stimmgewaltige Frau diesbezüglich weiter ausführt, bedienten sich die Komponisten neuerlichen Einflüssen aus den Bereichen Industrial, Rock und sogar Thrash Metal.

„Auch ich versuchte, meinen Gesang entsprechend zu modifizieren, mehr als je zuvor. Ich wollte so abwechslungsreich wie möglich dabei vorgehen. Ich singe aktuell in operettenhaftem Stil, auch mit einer helleren Kopfstimme, aber ich nehme auch gerne den klassischen Heavy Metal-Weg. Dabei weiche ich auch hin und wieder in rockige Gefilde aus, und wenn es die Stimmung eines Songs erfordert, äußere ich mich auch schon mal ziemlich poppig. Mir ist wie gesagt die Vielfalt meiner Stimme sehr wichtig geworden: Von hohen Tonlagen nach möglichst tief unten, von laut zu sanft – ich versuche alles möglichst erschöpfend darzubieten. Denn das neue Album ist das bisher abwechslungsreichste von After Forever. Das gilt auch für die vielen balladesken Anklänge. Doch die Melodien sind typisch für uns. Manche hätten auch auf unserem zweiten Album `Decipher` stehen können.“

Laut Meinung der Sängerin ist der Gesamtsound auf ihrem neuen Werk „Remagine“ der allerfetteste, den After Forever je für sich verbuchen konnten.

„Das liegt daran, dass die Aufbauten und Strukturen der Songs jedem beteiligten Instrument mehr Platz als noch in der Vergangenheit gewähren. Was die Produktion anbelangt, so haben wir nicht nur mit einem einzigen Produzenten zusammengearbeitet, der uns durch den gesamten Aufnahmeprozess hindurch begleitet. Die überwiegende Produktion haben wir sogar selbst gemacht. Das Schlagzeug, die Bassgitarren und die restlichen Gitarrenspuren wurden im Excess Studio in Rotterdam aufgenommen. Die Piano-Parts hingegen ließen wir in Deutschland aufnehmen. Das Album klingt daher wirklich sehr heavy. Wir verpassten uns selbst einen gigantischen Schlagzeug- und Bass-Sound sowie den bisher besten und sattesten Gitarrenklang. Ein Glück, dass unser neuer Keyboarder Joost van den Broek zu uns stieß, denn sein Spiel ist bemerkenswert funktionell und dabei auch noch überaus vielfältig.“

Jener Joost und Gitarrist Sander Gommans schrieben sämtliche der neuen Kompositionen, wie anschließend dazu in Erfahrung zu bringen ist.

„Ich hingegen arbeitete meine Vokallinien im Alleingang aus, dazu schrieb ich noch sämtliche Chorparts. Aber auch die tiefen Grunts und Klargesänge wurden von mir festgelegt. Die Zusammenarbeit mit den anderen Bandmitgliedern funktionierte diesmal hervorragend und reibungslos. Vor allem zwischen Joost und Sander kam eine perfekte zwischenmenschliche Chemie zum Tragen – so wurde dieses neue Album erst zu dem, was es ist“, so Floor.

Die ausgeprägte Variabilität ihrer außergewöhnlichen Kehlenleistungen verwundern nicht mehr ganz so sehr, wenn man sich ihre bevorzugten Hörgewohnheiten vor Augen hält:

„Ich bin gar nicht so sehr auf Komponisten der Klassik fixiert, wie oft angenommen wird. Überwiegend höre ich Metal, und zwar derzeit sehr gerne von Nightwish, Grip Inc., Annihilator, Velvet Revolver, Masterplan und Dimmu Borgir. Doch das sind nur einige von vielen Bands aus diesem Bereich, die ich mag und konsumiere. Meine Favoriten wechseln zudem ständig.“

© Markus Eck, 17.08.2005

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